Kommentar Mieten-Demo in Hamburg: Falsches Kalkül

Man könnte meinen, der Polizei war es peinlich, dass der Marsch durch St. Pauli Süd ohne Zwischenfälle vonstattengegangen ist.

Sie kann es nicht lassen: Obwohl die Demonstration gegen den Mietenwahnsinn und für die Vergesellschaftung von Wohnraum zunächst friedlich verlief, sorgte das provokante Vorgehen der Polizei im weiteren Verlauf immer wieder für Zwischenfälle, als wolle sie bewusst unnütze Auseinandersetzungen auslösen. Man könnte meinen, der Polizei war es peinlich, dass der Marsch durch St. Pauli Süd entlang der Gentrifizierungs-Tempel, den die Versammlungsbehörde verbieten wollte und dafür einen Rüffel vom Oberverwaltungsgericht kassierte, ohne Zwischenfälle vonstattengegangen ist.

Denn wer grundlos enge Spaliere entlang der Demonstration aufbaut, die es laut schwarz-grüner Koalitionsvereinbarung gar nicht mehr geben dürfte, der möchte nur Randale entfachen - und das gerade, wenn es am Wohnprojekt und einem Neubau des Miethäuser-Syndikats in der Chemnitzstraße sowie dem Bauwagenplatz "Hospi" vorbei gehen soll.

Doch das Kalkül ist nicht aufgegangen. Die Demonstranten haben den Fehde-Handschuh nicht aufgenommen und zeigten Disziplin, sodass der Protestmarsch des Netzwerks "Recht auf Stadt" trotzdem eine machtvolle Manifestation gegen die Wohnungsmisere und gegen die herrschende Wohnungspolitik geworden ist. Das sollte dem SPD-Senat zu denken geben.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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