Kommentar Milieu-Stadtpläne: Verortung festigt Vorurteile

Der Einsatz von Punktgrafiken in Stadt- und Bildungsplanung scheint indiskutabel. Doch auch der Einsatz von gröberen Milieu-Informationen könnte eine kontraproduktive Wirkung entfalten.

Bildung ist wichtig. Und es ist gut zu wissen, ob Bildungsangebote auch diejenigen erreichen, die sie zur Verbesserung ihrer Teilhabe-Chancen dringend brauchen. Was helfen tolle Förderangebote, die am Ende doch nur wieder die nutzen, die sie eigentlich nicht brauchen. Dennoch ist beim Gebrauch von Sinus-Daten Vorsicht geboten.

Der Einsatz von Punktgrafiken in Stadt- und Bildungsplanung scheint indiskutabel. Doch auch der Einsatz von gröberen Milieu-Informationen für knapp 1.000 Gebiete der Großstadt Hamburg könnte eine kontraproduktive Wirkung entfalten.

Schon heute kleiden Eltern, die Hartz IV beziehen, ihre Kinder bei der Einschulung neu ein, damit sie eben nicht in eine Schublade geraten. Schon heute leiden Kinder, die aus bestimmten Straßen oder Stadtteilen kommen, unter den Vorurteilen von Pädagogen. Eine lokale Verortung von Milieus könnte dies noch verfestigen.

Und doch: Es gibt die Chance, durch gezieltere Ansprache Bildung besser an die Menschen zu bringen. Das Dilemma: Ein gewisses Vorwissen der Anbieter und Planer müsste in einer demokratischen Gesellschaft auch transparent gemacht werden. Dies geht aber bei dem Sinus-Konzept, das die Milieus auch in Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht einordnet, nicht ohne eine diskriminierende Wirkung.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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