Kommentar Nacht auf der Schanze: Wenn die Feindbilder verblassen

Nicht die Linken machen die Randale, sondern erlebnisorientierte Taschengeldterroristen aus allen sozialen Schichten. Dem müssen sich die Politiker stellen.

Wenn die traditionellen Rituale nicht mehr funktionieren, kann das schon Frust auslösen. Im Hamburger Schanzenviertel scheint der Punkt gekommen, an dem die lieb gewonnenen Feindbilder bis zur Unkenntlichkeit verblassen. Die Folge sind Autonome, die in bestimmten Nächten das Schulterblatt lieber meiden, und gelangweilte Polizisten, die stundenlang sinnfrei in der Gegend rumstehen.

Die treibenden Kräfte mit einem eigentümlichen Sinn für Spaß sind inzwischen andere. Es sind die Kids aus den Vororten, quer durch alle sozialen Schichten und Schulformen, die ein paar Mal im Jahr den Thrill suchen, den Computerspiele ihnen offenbar nicht mehr bieten können.

Die sich einfach so aus Bock mit der Polizei herumschlagen, sind in erster Linie erlebnisorientierte Taschengeldterroristen aus Barmbek wie aus Blankenese. Politisch ist da gar nichts mehr, es sind spätpubertäre Zipfelspiele vermeintlich überpotenter Jungmannen.

Und deshalb ist es schleunigst an der Zeit, dass die Politik sich dem stellt. Es hat keinen Sinn, mit Schlagstock und verbaler Keule auf angebliche Linksextremisten einzudreschen, die der Rituale längst überdrüssig sind.

Wenn es im Schanzenviertel brennt, dann sind es nicht die Anwohner und auch nicht die Leute aus der Roten Flora. Die Randale um der Randale Willen gehen von anderen aus.

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