Kommentar Neupack-Arbeitskampf: Ein falsches Signal

Die Aussetzung des Streiks ist ein falsches Signal, stattdessen müssen neue Arbeitskampfformen gegen Streikbruch entwickelt werden.

Wenn die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) noch am Montag erklärte, der seit fast drei Monaten andauernde Streik beim Joghurtbecher-Hersteller Neupack sei einer der längsten Arbeitskämpfe in der norddeutschen Wirtschaftsgeschichte, dann ist das wohl wahr. In der Tat haben sich die Neupack-Belegschaften wochenlang tapfer geschlagen. Bei Wind und Wetter und kalten Temperaturen haben sie ihre Werkstore bewacht, um den missbräuchlichen Einsatz polnischer Leiharbeiter trotz Polizei wenigstens zu behindern.

Doch eines hat sich gezeigt – dass die Strategie der IG-BCE-Bosse nicht aufgegangen ist. Der Kontrahent ist unterschätzt worden. Es herrschte offenkundig der Glaube, mit ein bisschen Streik sei Neupack in die Knie zu zwingen. Denn die sozialpartnerschaftlich geprägte IG BCE war es in der Vergangenheit gewohnt, sich mit Unternehmen am Verhandlungstisch schnell zu einigen. Sie sorgte für ruhige Belegschaften, die Firma schob dafür ein bisschen Knete rüber. Doch diese Zeiten sind vorbei – auch in der Chemieindustrie.

Den Streik nun auszusetzen, ist das denkbar unglücklichste Signal. Es wäre sinnvoller, zu den südlichen Nachbarländern zu gucken und neue Formen des Arbeitskampfes zu entwickeln, die dem Europa der offenen Grenzen gerecht werden und Streikbrecher-Einsätzen wirkungsvoll entgegenwirken.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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