Kommentar Nordkoreas Raketenabschuss: Auch China ist machtlos

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hält Nordkorea die Welt in Atem. Erschreckend ist, dass selbst China kaum noch Einfluss auf das Land hat.

Eine Rakete startet an einer Rampe

Ein fliegendes Ausrufezeichen des Regimes: die startende Rakete am Sonntag. Foto: reuters

Schon wieder Nordkorea. Bereits zum zweiten Mal in diesem noch jungen Jahr gelingt es dem Regime des völlig herabgewirtschafteten Arbeiterstaats die Welt in Atem zu halten. Anfang Januar war es die angebliche Zündung einer Wasserstoffbombe – was sich nie bestätigt hat. Am Sonntag hat Nordkorea eine Langstreckenrakete mit einem Satelliten ins All geschossen. Dieses Mal mit Erfolg.

Die Aufregung ist völlig berechtigt. Denn selbst wenn Nordkorea noch nicht imstande sein sollte, seine Raketen mit Atomsprengköpfen zu bestücken, ist dieser Raketenabschuss dennoch bedrohlich: Das Regime in Pjöngjang demonstriert, dass es technisch imstande ist, nicht nur seine Nachbarn, sondern auch die USA und das ferne Europa zu beschießen.

Und was fast ebenso erschreckend ist: Die internationale Staatengemeinschaft hat dem nur noch wenig entgegenzusetzen. Vielmehr gleicht ihr Vorgehen längst einem Ritual: Südkorea, Japan und die USA regen sich lautstark auf, der UN-Sicherheitsrat kommt zu Sondersitzungen zusammen, die Sanktionen werden verschärft. Das Regime in Pjöngjang schert sich dennoch einen Dreck.

Umso lauter sind nun vor allem aus den USA die Stimmen, den Druck auf China zu erhöhen. Die chinesische Regierung solle nicht nur verbal dem Regime in Pjöngjang die Leviten lesen, sondern gefälligst auch die Sanktionen konsequent umsetzen und jeglichen Handel stoppen, fordern US-Politiker.

Politisch lässt sich Pjöngjang von seinem einstigen Bruderstaat schon seit einiger Zeit nichts mehr sagen. Zwischen beiden Seiten herrscht Eiszeit. Nach Pjöngjangs zweitem Atomtest 2013 hatte China die wirtschaftliche Zusammenarbeit gestoppt. Doch das schadete vor allem Nordkoreas Bevölkerung. Das Regime hingegen konnte sein Atom- und Raketenprogramm unbeirrt fortsetzen. Völlig zu Recht ließ China den Handel wieder zu.

Die bittere Wahrheit: Auch Peking ist gegenüber dem Regime in Pjöngjang machtlos. Das macht die Lage so bedrohlich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.