Kommentar Ökostrom: Kunden, habt ein bisschen Geduld

Jetzt treibt die Börse auch die Preise der Ökostromer in die Höhe. Dennoch gilt weiter: Wer zum Ökostrom wechselt, drückt langfristig die Strompreise.

Nun also auch Lichtblick, und ebenso die Schönauer Stromrebellen: Die Strompreisrunde zum Jahreswechsel hat auch die unabhängigen Ökoanbieter erfasst - jene, zu denen man so hoffnungsfroh gewechselt ist, um einerseits was gegen Atomkraft und für den Klimaschutz zu tun, andererseits aber auch, um sich den Marktkräften der börsennotierten Gewinnmaximierer zu entziehen. Und nun heben auch diese Unternehmen ihre Preise an. Sind die Ökos nur dieselben Profitgeier in Grün?

Gemach. So sehr man sich als Kunde über den Preisanstieg ärgern mag - faktisch sind die Ökostromer selbst die Getriebenen. Sie sind zwar unabhängig von den Konzernen, was ihre Eigentümerstruktur betrifft. Doch sie sind nicht unabhängig von den Märkten. Denn obwohl die Ökostromanbieter nicht über die Strombörse EEX einkaufen, bemessen sich ihre Einkaufspreise an den dort ausgehandelten Tarifen. Wenn Lichtblick zum Beispiel Wasserkraft in Österreich einkauft, dann schaut der Verkäufer erst mal auf den Börsenpreis - und macht entsprechend seine Preise.

Und der Börsenpreis ist deutlich gestiegen. Kontingente für 2008 werden derzeit an der EEX für 6,1 Cent je Kilowattstunde gehandelt, im vergangenen Jahr wurde Energie für das Jahr 2007 noch fast einen Cent günstiger verkauft. So ist - bei einem Endkundenpreis von 20 Cent - eine Preiserhöhung von rund 5 Prozent allein durch den Großhandelspreis bedingt. Weitere 2 Prozent ergeben sich durch die steigende Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, das den Ausbau von Solarstrom oder Windkraft finanziert. Mit 7 Prozent Erhöhung machen die Unternehmen folglich eine Punktlandung.

Ist der Stromwechsel damit nutzlos? Keinesfalls. Denn ein Problem im Stromsektor ist die Marktmacht, mit der die vier großen Erzeuger an der Strombörse agieren. Und die gilt es zu brechen: Jedes kleine Blockheizkraftwerk, jede Solaranlage, die ins Netz einspeist, beschneidet ihre Dominanz. Wer heute zu den Ökostromern wechselt, wird damit langfristig die Strompreise drücken.

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