Kommentar PETA: Der Führer wäre einverstanden

Der Europäische Gerichtshof findet das Verbot der Holocaust-Kampagne der Tierschutzorganisation „Peta“ für rechtens. Der GröVaZ wäre einverstanden.

Der Führer auf Dienstreise in Polen am 1. September 1939, die vegetarische Verpflegung der Wehrmacht begutachtend Bild: dpa

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte findet es rechtens, dass in Deutschland die Kampagne der Tierschutzorganisation „Peta“ unter dem Motto „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ verboten wurde. Das Leiden von Masttieren sei nicht mit dem von KZ-Häftlingen zu vergleichen. Angesichts des „spezifischen Kontextes der deutschen Geschichte“, so urteilten die Richter am Donnerstag in Straßburg, sei das Verbot der Kampagne und die damit verbundene Einschränkung des Grundrechts auf Meinungsäußerung der Organisation „Peta“ gerechtfertigt gewesen.

Das ist schon recht, selbst wenn die Richter das entscheidende Argument nicht benannt und wahrscheinlich auch gar nicht bedacht haben: Der Führer selbst hätte es so gewollt.

Denn so sehr dem Größten Vegetarier aller Zeiten (GröVaZ) das Anliegen dieser Kampagne gefallen hätte, so sehr hätte ihm das Motiv missfallen. Der GröVaZ, der nicht zufällig auch der GröNaZ, der Größte Nichtraucher aller Zeiten war, aß keine Tiere, und das nicht nur aus gesundheitlichen Gründen.

Das zeigt ein erhalten gebliebener Speiseplan aus dem Jahr 1943, der sich liest, als wäre er von der „Peta“-Arbeitsgruppe „Rind und Schwein – das muss nicht sein“ erstellt worden: Orangensaft mit Leinsamenschleim, Reispudding mit Kräutertunke, Knäckebrot mit Butter und Nuxo-Paste.

„Sicher fußte die erste Kultur der Menschheit weniger auf dem gezähmten Tier als vielmehr auf der Verwendung niederer Menschen“, schrieb der GröVaz in seinem Hauptwerk „Mein Kampf“, wobei er mit der einen Verwendung weniger ethische Probleme hatte als mit der anderen. Und, wer weiß, vielleicht hätte der GröVaz, hätten nicht dienstliche Verpflichtungen ihn davon abgehalten, im Fortsetzungsband „Mein Mampf“ erläutert, warum ein wurstfreies Reich länger als tausend Jahre leben könnte und Steaks und Schnitzel der Gedeihen der arischen Rasse nicht dienlich sind.

Dafür schuf der GröVaz, ohnehin mehr ein Mann der Tat denn der unnützen Worte („Heil Praktiker!“), Fakten. In seiner Amtszeit als Kanzler wurde das erste deutsche Tierschutzgesetz erlassen.

Kurz: Etwas, das a) heute an den Palästinensern verübt wird, das b) wie Ernst Nolte erkannt hat, eine asiatische Tat war, dessen Leidtragende c) ja selber Dreck am Stecken hatten (Bolschewismus, Finanzkapitalismus, entartete Kunst), das d) längst wieder gutgemacht ist und das es e) nie gegebenen hat, mit dem täglichen, systematischen, aber völlig unnötigen Massenmord an unschuldigen Kreaturen gleichzusetzen, das gehört sich wirklich nicht.

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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