Kommentar Schiffsabgase: Industrie gibt Impulse

Gegen Schiffabgase tut die EU zu wenig. Interessanter ist da der Vorstoß einiger schwedischer Konzerne. Die "Cleanshipping"-Initiative hat Nachahmung verdient.

Sie ist eine der größten einzelnen Quellen von Umweltverschmutzung, unter der die BewohnerInnen von küstennahen Gebieten und Hafenstädten tagtäglich leiden. Doch immer noch stehen die Schiffsabgase auf der Tagesordnung drängender Umweltfragen ganz weit unten. Verwunderlich ist das zwar nicht: Immer wenn es um Themen geht, die eine Lösung auf internationaler Ebene erfordern, können die Bremser das Tempo bestimmen. Doch abfinden muss man sich mit dem Misstand deswegen auch nicht.

Das hat etwa die EU bewiesen. Sie hat angesichts des Versagens der Internationalen Schifffahrtsagentur IMO auf globaler Ebene zu strengeren Treibstoffnormen zu kommen, spezielle Vorschriften für ihre eigenen Gewässer erlassen. Schiffe, welche bestimmte Meeresgebiete befahren oder dort Häfen anlaufen wollen, können dies nicht mehr mit der dreckigsten Schwefelbrühe tun, die es auf dem Markt gibt. Ein prinzipiell richtiger Ansatz also. Doch auch innerhalb der Europäischen Union gibt es Bremser. Weshalb Brüssel bis jetzt auch nur eine Regelung umsetzen konnte, die weit hinter den Vorschlägen des EU-Parlaments und den Forderungen von Umweltschützern zurückbleibt.

Interessant ist deshalb die Initiative einiger schwedischer Konzerne: Sie packen das Emissions-Problem selber an. Wer in Zukunft einen Transportauftrag von uns haben will, sagen etwa die Kleiderkette H & M oder der Arzneimittelkonzern Astra Zeneca, der muss uns dafür die entsprechenden Schiffe mit sauberem Diesel und sparsamer Technik bieten. Das darf dann auch etwas mehr kosten. Beweggrund für dieses grüne Denken ist nicht unbedingt das Umweltgewissen, sondern die Umweltbilanz dieser Konzerne. Immer mehr Aktionäre und Fonds nehmen diese genau unter die Lupe, bevor sie sich für eine Investition entscheiden. Und durch "schmutzige" Schiffstransporte wird sie negativ belastet. Die "Cleanshipping"-Initiative hat Nachahmung verdient. Eine Einigung der Staatengemeinschaft auf strengere Regeln ersetzt sie aber nicht.

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Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.

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