Kommentar Schulabgänger: Länger Zeit lassen

Wenn fast die Hälfte der Schulabgänger als nicht „reif“ für das gilt, was die Gesellschaft von ihnen erwartet, dann stimmt auch mit der Schule etwas nicht.

Darauf muss Schule sich einstellen: Jugendliche, die nach dem Haupt- oder Realschulabschluss eine Lehre beginnen, sind eine kleine Minderheit. Es ist kein Wunder, über Jahrzehnte wurden Schüler getrimmt, vergeblich Bewerbungen zu schreiben, um dann doch im Übergangssystem zu landen.

Die These des Schulsenators, viele Jugendliche suchten gar nicht erst mit 17 einen Ausbildungsplatz, ist so nicht belegt. Es ist gewiss auch kein Vergnügen, als „Verlierer“ ohne konkrete Perspektive in Übergangsmaßnahmen zu sitzen. Auch wenn diese mit Praktika kombiniert heute etwas sinnvoller sind. Dennoch kann es sein, dass Jugendliche auf die Ausbildungsplätze, die geboten werden, keine Lust haben. Nicht jeder Betrieb geht mit jungen Menschen gut um.

Der Senat kündigt an, künftig noch mehr Berufsorientierung noch früher in den Schulklassen zu verankern. Das hören wir schon seit Jahren. Vielleicht muss man anders denken. Wenn fast die Hälfte der Schulabgänger als nicht „reif“ für das gilt, was die Gesellschaft von ihnen erwartet, dann stimmt auch mit der Schule etwas nicht.

Vielleicht brauchen junge Menschen auch elf oder zwölf Jahre, um eine Ausbildung zu wählen und reif für diese Entscheidung zu sein. Wollen sie schon früher einsteigen, dann muss es wie versprochen Ausbildungsangebote geben.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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