Kommentar Sonderdiplomatie: Gruß an Putins Heimatstadt

Mit dem feierlichen Empfang des russischen Botschafters folgt Bremen seinen eigenen materiellen Interessen - und dient zugleich denen Wladimir Putins.

Wer was haben will, muss schön artig sein: Das ist eine Devise, die Bremen gegenüber Moskau schon in mehreren spektakulären Fällen befolgt hat, und durchaus mit Gewinn – dank elastischer Moral.

Und wenn es nun Jens Böhrnsen (SPD), ganz Mayor of Peace, als „richtig und wichtig“ lobt, in der Krise die Verbindung zu Russland zu pflegen, ist das eine etwas pathetische Phrase, um die eigenen, materiellen Interessen zu bemänteln: Bremen will am Export von Personenwagen, Lastern und Spezialfahrzeugen in die Russische Föderation verdienen und am Import von Erdölprodukten, was es, über die BLG, ja sehr direkt tut. Zudem will Bremen für seine Kunsthalle die 362 Grafiken und Zeichnungen und die Ölgemälde zurück haben, die der Offizier Viktor Baldin Ende des Zweiten Weltkriegs gerettet hat.

Derzeit hat die EU wegen der Krim-Krise symbolische Sanktionen gegen Russland verhängt – und droht mit materiellen. Gut möglich daher, dass man momentan besonders viel erntet im Austausch für freundschaftliche Gesten etwa an Putins Heimatstadt St. Petersburg. Für den sind sie viel wert – weil sie beweisen, wie wenig isoliert er ist. Und wie leicht sich über deren Eigeninteressen Löcher reißen lassen in die Phalanx der EU-Staaten oder selbst der deutschen Bundesländer. Eine löchrige Phalanx aber schreckt niemanden.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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