Kommentar Syrien: Ewig und drei Tage zerstritten

Es hagelt Kritik von allen Seiten am Syrischen Nationalrat (SNC). Die SNC-Führung müsste den offenen Austausch mit Mitgliedern und Protest-Aktivisten suchen.

Der Syrische Nationalrat (SNC) gerät immer mehr unter Druck. Kritik kommt von allen Seiten, von Regierungen in aller Welt, von den Aktivisten in den syrischen Städten und von namhaften Dissidenten, die das Bündnis aus Protest verlassen haben. Der SNC hat sich im Oktober formiert, um eine vereinte Front gegen das Assad-Regime zu schaffen. Doch dieses Ziel ist mitnichten erreicht, dabei wäre ein verlässlicher Ansprechpartner nicht für „den Westen“, sondern auch für die syrischen Rebellen im Land extrem wichtig.

Stattdessen hat der SNC nur wenig Rückhalt in der syrischen Protestbewegung. Eine wiederkehrende Kritik lautet, dass der Rat intransparent und autokratisch arbeite und auch den Kontakt zur Protestbewegung nicht ausreichend suchen würde. Stattdessen sei er vor allem damit befasst, sich selbst zu vertreten. Bis heute sei es ihm nicht gelungen, internationale Hilfe zu mobilisieren. Auch dieser Umstand lässt die Leute im Land sehr ungeduldig werden. Dass die Golfstaaten den bewaffneten Aufstand mit 100 Millionen Dollar unterstützen und das Geld zunächst an den SNC geben wollen, vergrößert die Skepsis noch.

Da jetzt aber auf der Internationalen Konferenz in Istanbul Fakten geschaffen wurden und der Nationalrat als eine Vertretung akzeptiert ist, muss er nun seine Hausaufgaben machen. Er muss seine Organisationsstrukturen überarbeiten und sich vor allem schnellstmöglich demokratisch legitimieren. Denn Kritiker werfen dem Bündnis nicht nur Untätigkeit vor, sondern auch autokratische Strukturen, fehlende Transparenz und schlechte Kommunikation.

Wichtig ist also, dass die SNC-Führung den offenen Austausch sucht mit seinen Mitgliedern und auch mit den Aktivisten in den Protesthochburgen. Denn ohne Unterstützung der syrischen Straße wird der Rat über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit versinken. Und eine Marionettenregierung nützt auch den ausländischen Akteuren nichts.

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Ist seit Sommer 2012 Reporterin bei der taz. Hat zuvor als freie Journalistin mit Schwerpunkt Nahost gearbeitet und fünf Jahre in Damaskus und Beirut gelebt. Volontariat beim Weser-Kurier in Bremen. Studierte englische, deutsche und französische Philologie in Münster und Sheffield.

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