Kommentar Tea-Party-Erfolg in den USA: Getrieben von rechts außen

Die Republikaner können die Tea Party nach der Niederlage eines ihrer Stars bei Vorwahlen nicht ignorieren. Mit ihr das Weiße Haus gewinnen aber auch nicht.

Who's Brat? Er ist Brat. Dave Brat. Bild: ap

Eric Cantor hatte alles: Er war die Nummer zwei der Konservativen im Repräsentantenhaus des US-Kongresses. Mit Ambitionen auf mehr und viel Geld für den Wahlkampf. Jetzt ist er bei der internen Vorwahl seiner Partei von Tea-Party-Anhänger Dave Brat vernichtet worden. Von einem Unbekannten, ohne Geld, ohne Lobby.

Ein Schock für die Republikaner. Die Tea Party hatte kein starkes Jahr, Kandidaten des Establishments konnten erste Vorwahlen für sich entscheiden. Und jetzt diese Niederlage.

Die Suche nach Antworten wird hektisch sein. Die Kongresswahlen im November, bei denen nun Brat als Kandidat in Virginia für die Republikaner antreten wird, ist Ouvertüre zum Rennen um das Weiße Haus 2016. Wie werden sich die Republikaner präsentieren: konservativ, aber kompromissbereit, oder getrieben von rechts außen ohne Handlungsspielraum?

Die Tea Party wird Brats Sieg als den ihren feiern. Zu Recht. Sie erlangt die Gewissheit zurück, dass ihre Anhänger das politische Washington schlagen können. Es zeigt die Sehnsucht vieler, zu konservativen Werten zurückzukehren und konsequent zu leben. Denn es ging bei dieser Wahl auch um Inhalte.

Die Einwanderungsdebatte spaltet Amerika. Cantor präsentierte sich stets als Kritiker von Präsident Obamas Plänen, nur um sich zuletzt in einigen Punkten kompromissbereit zu geben. Für diese Inkonsequenz haben ihn die Wähler in Virginia abgestraft.

Die Republikaner stecken in einem Dilemma: Ignorieren können sie die Tea Party nicht. Wollen sie deren Wähler für sich gewinnen, muss die Partei weiter nach rechts rücken. Das aber bedeutet: konsequente Ablehnung einer Einwanderungsreform. Und damit den Verlust der Stimmen der Latinos. Ohne sie allerdings wird kein Kandidat die Präsidentschaft 2016 gewinnen. Nicht nur Eric Cantor braucht jetzt schnell einen guten Plan B. Seine Partei braucht ihn auch.

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Jahrgang 1980, studierte Journalistik und Amerikanistik an der Universität Leipzig und der Ohio University. Seit 2010 bei der taz, zunächst Chefin vom Dienst, seit Juli 2014 Leiterin von taz.de. Schreibt schwerpunktmäßig Geschichten aus den USA.

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