Kommentar "Thor Steinar an Unis": Ein Verbot ginge viel zu weit

Das Studierendenparlament der FU plädiert für ein Verbot der Marke "Thor Steinar" auf dem Unigelände. Doch faschistische Ideologien lassen sich durch ein Pulloververbot nicht aus der Welt schaffen.

Die Klamottenmarke "Thor Steinar" nervt schon seit Jahren. Denn kaum ein anderes Produkt befriedigt so zielgenau das Bedürfnis rechtsextremer Jugendlicher nach identifikationsstiftenden Zeichen, ohne dass offensichtlich gegen geltendes Recht verstoßen wird. Kaum ein anderes Label spielt so unerträglich gekonnt mit der Nähe zu verbotenen Nazisymbolen. Deshalb ist jede Aufklärung über die Marke und jeder Protest gegen ihre Produzenten, Händler und Träger mehr als angebracht. Ein Verbot aber, wie es Studierende jetzt für die Berliner Universitäten fordern, würde dennoch deutlich übers Ziel hinausschießen.

Denn bei jedem antifaschistischen Engagement darf man nicht vergessen: Es geht nicht um die Bekämpfung von Symbolen, sondern um die Ideologie, die dahintersteht. Deshalb ist es berechtigt und notwendig, einen Hauseigentümer aufzuklären, wenn er Ladenräume an ein "Thor Steinar"-Geschäft vermietet hat. Dann kann er darüber entscheiden, ob er dem Mieter kündigen will - oder nicht. Deshalb ist es berechtigt und notwendig, einen Pulloverkäufer aufzuklären. Dann kann er darüber entscheiden, ob er diese Marke ablegen will - oder nicht.

Bedauerlich ist jedoch, dass die höchsten Gremien der Freien Universität sich darum drücken, den Verbotsantrag der Studierenden zu behandeln. Die Mühe der aufklärerischen Debatte stünde der Eliteuni gut zu Gesicht; sie aus formalen Gründen abzulehnen verhindert eine notwendige Diskussion genauso wie das von den Studierenden geforderte Modediktat.

Faschistische Ideologien lassen sich durch ein Pulloververbot nicht aus der Welt schaffen. Man muss sich ihnen mit überzeugenden Argumenten entgegenstellen. Auch, ja gerade an den Universitäten.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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