Kommentar Uber und Datenschutz: Im Vorbeifahren Daten sammeln

Der umstrittene Fahrdienstvermittler und Taxikonkurrent Uber interessiert sich für seine Kunden. Noch mehr aber will er über deren Daten wissen.

Der Fahrdienst-Vermittler liest mit: Die umstrittene Firma Uber interessiert sich für die Daten der Kundschaft. Bild: AP

Uber hat ein Problem: Daten, unter anderem Führerscheinnummern, von 50.000 Fahrern sind in falsche Hände geraten. Und das, wie jetzt bekannt wurde, vor fast einem Jahr. Professionell ist das nicht, weder in Sachen Datensicherheit noch in Bezug auf die Kommunikationskultur.

Doch der Fall zeigt: Uber hat nicht nur ein Problem, es ist auch eines, und zwar für die Privatsphäre. Das deutete sich bereits vor zwei Jahren an, als Uber-Mitarbeiter gefahrenen Wege auf potenzielle One-Night-Stand-Fahrten untersuchten. Die Analysten fanden das wohl witzig. Nur die Nutzer waren weniger amüsiert, und deshalb verschwand der Blog-Beitrag schnell wieder von der Website. Es kommt eben immer noch nicht gut, zu offensiv zu kommunizieren, wie groß der Datenschatz ist, auf dem man sitzt.

Und der ist bei Uber sehr groß. Forscher haben an Hand von Mobilfunkdaten herausgefunden, dass vier zufällige Ort-Zeit-Koordinaten ausreichen, um 95 Prozent der Menschen zu identifizieren. Dass Uber-Kunden bargeldlos zahlen und das Unternehmen so etwa auch Kreditkarteninformationen hat, macht die Daten nur noch wertvoller. Umso dreister ist es, dass Uber bargeldloses Zahlen als Mittel gegen die in der Branche verbreitete Schwarzarbeit darstellt.

Doch durch das zweifelhafte Geschäftsgebaren von Uber geht eines unter: die nötige Debatte über die Zukunft der Mobilität. Über die Notwendigkeit von Ortskenntnissen in Zeiten von Navigationsgeräten oder die Frage, ob Angebote wie Uber weniger oder doch mehr Verkehr verursachen und ob sich das ändert, wenn Autos sich fahrerlos von A nach B bewegen. Darüber, dass die Digitalisierung eine Chance sein könnte, Transport effizienter und trotzdem kundenfreundlicher zu organisieren. Und zwar ohne Datensammelei – dann kann nämlich auch nichts wegkommen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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