Kommentar Ukraine: Rücktritt oder Bürgerkrieg

Die Erstürmung des Maidan durch die Sicherheitskräfte war von langer Hand geplant. Janukowitsch muss die Verantwortung dafür übernehmen.

Wohin die Reise geht, entscheidet Janukowitsch. Bild: reuters

Der Maidan ist betrogen worden. Die über zwei Dutzend Toten auf dem Unabhängigkeitsplatz zeigen: wirklich verhandelt haben die Herrschenden des Landes mit der Opposition nicht. Die Erklärung, die Stürmung des Maidan sei eine Reaktion auf einen Angriff von Oppositionellen auf Polizisten ist für die Medien bestimmt.

Die Stürmung eines Platzes mit Tausenden Protestierender kann nur nach guter Vorbereitung erfolgen. Und dazu braucht es mindestens eine Woche. Die Erstürmung einem Hitzkopf bei den Sicherheitskräften zuzuschreiben, dem die Nerven versagten, ist für die Medien bestimmt. Der Sturm des Maidan war vielmehr kaltblütig vorbereitet worden. Man musst nur noch auf einen Anlass warten.

Alle Vereinbarungen, die Amnestie und Gesten guten Willens dienten nur einem Zweck: die Bewegung in Sicherheit zu wiegen und gleichzeitig die gewaltsame Räumung des Platzes vorzubereiten. Tiananmen lässt grüßen.

Jetzt gibt es keinen Verhandlungsspielraum mehr. Einen Bürgerkrieg verhindern kann nur noch einer: Janukowitsch. Mit einem bedingungslosen Rücktritt. Seine Krokodilstränen über die Toten des Maidan braucht das Land nicht. Sein Aufruf an die Opposition zum Kompromiss käme für diese einer bedingungslosen Kapitulation gleich.

Wenn dieser Bürgerkrieg nicht rechtzeitig, also vor Beendigung der Olympiade von Sotschi, beendet wird, droht eine internationale Involvierung, die die Toten der Nacht auf den 19. Februar in den Schatten stellen wird. US-amerikanische Kriegsschiffe sind bereits jetzt im Schwarzen Meer vor der Küste von Sotschi, angeblich als Vorkehrung vor Terroranschlägen bei der Olympiade.

Damit sind sie nur einen Steinwurf von der russischen Marinebasis Sewastopol entfernt. Und Russland wird seine Gelüste, sich aktiver in die Ereignisse in der Ukraine einmischen zu wollen, wohl nur noch bis zum Ende der Olympischen Spiele zügeln können.

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Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.

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