Kommentar Urteil gegen Ex-Sportchef Emig: Naive Malerei

Das Urteil gegen den Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks schont den Sender. Dabei hat dessen Binnenkontrolle im Fall Emig komplett versagt.

Jürgen Emig muss ins Gefängnis. Zwei Jahre und acht Monate Haft hat das Frankfurter Landgericht gegen den ehemaligen Sportchef des Hessischen Rundfunks, der der Korruption überführt wurde, verhängt. Emig, der als eher nerviger "Tour de France"-Kommentator bekannt wurde, will in Revision gehen. Das ist sein gutes Recht, obwohl das Gericht mit dem Strafmaß deutlich unter seinen Möglichkeiten bleibt. Strafmildernd für Emig - der einst, wie zum Hohn, eine Dissertation zum Thema "Barrieren eines investigativen Sportjournalismus" schrieb - hat das Gericht berücksichtigt, dass es ihm sein Sender ziemlich leicht gemacht hat.

Hier liegt die eigentliche Brisanz des Falls Emig - der ersten, aber garantiert nicht letzten Korruptionsanklage gegen einen ARD-Hierarchen: Das Bild, das der Hessische Rundfunk von sich während des Verfahrens zeichnete, gehört ins Sujet der naiven Malerei. Von den Machenschaften des Herrn Emig will sein Sender nichts mitbekommen haben, er gefällt sich in der Rolle als armes Opfer eines windigen Sendezeit-Hehlers. Dabei beschwichtigte HR-Intendant Helmut Reitze Sportfunktionäre, die via Landesregierung gegen überzogene Rechnungen protestiert hatten, sogar persönlich, ging den Vorwürfen aber dann nicht entschieden nach.

Das gegen Emig angestrengte Revisionsverfahren, so viel hat der Prozess in jedem Fall gezeigt, war eine absurde Farce. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der seine Binnenkontrolle und Selbstverwaltung stets mit Zähnen und Klauen verteidigt, ist das System Emig ein Armutszeugnis.

Und selbst wenn, wie auch das Gericht betont, nicht von einem geschlossenen System ARD gesprochen werden kann: Emig ist kein Einzelfall. Ein anderer Sportchef einer ARD-Anstalt, Wilfried Mohren vom MDR, wartet derzeit auf seinen Prozess. Auch hier geht es um Korruption und Bestechung. Wie der MDR argumentieren wird, dürfte nach der Milde, mit der in Frankfurt der Hessische Rundfunk vom Haken gelassen wurde, klar sein: noch ein "Einzelfall". Dem Vertrauen der Gebührenzahler in "ihre" ARD hilft das nicht. Nur: Sie werden ja auch nicht gefragt.

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