Kommentar V-Leute: Völlig überzogen

Dass das alternative Wohnen in einem Bauwagen - wie es Zomia praktiziert - die Grundfesten des kapitalistischen Wirtschaftssystems erschüttern sollte, ist schon verblüffend.

Es gibt sie nun mal: Den Verfassungsschutz als Inlandsgeheimdienst und den Staatsschutz als geheime Polizeitruppe des Staates. Beide haben den staatlichen Auftrag, darauf zu achten, dass keine Bösewichte das Gefüge des Staates ins Wanken bringen oder sogar das Gesellschaftssystem in Frage stellen. Und da beide geheime Dienststellen nicht gerade über ein gutes Image verfügen, müssen sie sich so manche Informationen über krude und dubiose Wege verschaffen.

Dazu gehören natürlich in der Logik der Geheimdienste Informationen aus dem Kernbereich der ihrer Ansicht nach verfassungsfeindlichen Szene durch V-Leute. Dass Informationen aus dem Umfeld der Roten Flora zur Begehrlichkeit der Geheimdienste gehören, mag nicht überraschen. Wird doch da auf Veranstaltungen schon mal das "kapitalistische Ausbeutungssystem" in Frage gestellt. Aber dass das alternative Wohnen in einem Bauwagen - wie es Zomia praktiziert - die Grundfesten des kapitalistischen Wirtschaftssystems erschüttern sollte, ist doch verblüffend.

Das Problem solcher nachrichtendienstlichen Einrichtungen ist, dass sie sich leicht verselbstständigen. Dass sie in Sachen schnüffeln und Menschen ausforschen, wo das nicht von ihrem - ohnehin zweifelhaften - Auftrag gedeckt ist. Das ist aktuell der Fall.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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