Kommentar Verbraucherschutz: Klar ist überhaupt nichts

Über 7.000 Produkte wurden in zwei Jahren auf dem Internetportal der Verbraucherschutzzentralen reklamiert. Das klingt viel, ist es aber nicht.

Produkte über Produkte. Die Branchenverbände loben die Hersteller für ihre Innovativkraft Bild: seangregorcreative/flickr (CC-BY)

Klingt doch nicht schlecht, diese Zahl. Die Macher von lebensmittelklarheit.de jedenfalls freuen sich: 7.300 Produktbeschwerden hat das Portal seit 2011 verzeichnet. Und bei einem Drittel sollen die Hersteller auf die Beschwerden auch eingegangen sein.

Aber ist das tatsächlich ein Erfolg, genau zwei Jahre nachdem die Website der Verbraucherschutzzentrale an den Start gegangen ist, um Transparenz in das Wirrwarr aus beschönigenden Bezeichnungen, Weglassungen oder Falschkennungen auf den Lebensmittelpackungen zu bringen? Übrigens mit Unterstützung von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die sich als damals als mutige Rebellin gab, um die Industrie das Fürchten zu lehren.

Man muss sich dazu andere Zahlen ansehen. Ein Vollsortimenter führt bis zu 40.000 unterschiedliche Waren im Angebot, der normale Supermarkt knapp 10.000. Die Branchenverbände loben die Hersteller für ihre Innovativkraft.

Fast jede Einzelhandelskette führt inzwischen ein großes Sortiment an Eigenmarken – und egal, ob im Biobereich oder bei Fertigprodukten: Der Lebensmittelmarkt diversifiziert mit Gewalt. Pro Jahr kommen knapp 2.000 sogenannte Neuheiten in die Regale. Da klingt die Zahl 7.300 gar nicht mehr so prächtig.

Zwei Jahre lebenmittelklarheit.de zeigen vor allem: Klar ist überhaupt nichts. Im Gegenteil. Ein Klick auf die aktuelle Website macht nur noch deutlicher, wie unklar Verpackungsbezeichnungen sind. Und welche Kreativität Produktmanager und Marketingabteilungen entwickelt haben. Fast drei Viertel der Verbraucher trauen heutzutage nicht mehr dem, was auf der Packung steht. Ähnlich groß ist das Misstrauen wohl nur bei der Tour de France.

Nur: Radsport kann man ausschalten, essen muss man immer.

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