Kommentar WWF: Mit den Mitteln der Industrie

Die Umweltschützer des WWF gehen nun mit einstweiligen Verfügungen gegen Äußerungen in einem kritischen Buch vor. Dem Buch dürfte das helfen.

Unter Umweltschützern gilt der WWF als umstrittene Organisation. Nicht wegen besonders extremer Positionen oder radikaler, gefährlicher Aktionen, sondern eher im Gegenteil: Die Organisation steht seit jeher im Verdacht, eng mit der Industrie zu kooperieren, zu eng. Und dabei auch mal die eigentlichen Ziele des Umweltschutzes aus dem Blick zu verlieren.

Nähe zur Industrie, zu Produzenten von gentechnisch verändertem Saatgut, hohe Spenden aus der Wirtschaft – die Liste der Vorwürfe gegen den WWF ist lang. Auch die bekannteste Kooperation mit einer Biermarke zum Schutz des Regenwalds ist umstritten.

Sind die laut WWF fast hundert Millionen Quadratmeter geschützter Regenwald gut oder zumindest besser als nichts? Oder schaffen sie lediglich ein grünes Image für den Bierproduzenten und ein grünes Gewissen für den bierkaufenden Kunden? Nützen also solche Kooperationen mehr der Umwelt oder vor allem den beteiligten Unternehmen und Organisationen?

ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

Es ist ähnlich risikoreich, wenn der WWF nun mit einstweiligen Verfügungen gegen Äußerungen in einem kritischen Buch vorgeht. Denn das in einer eher durchschnittlichen Auflage herausgebrachte Schwarzbuch WWF wird mehr Aufmerksamkeit bekommen und auch einige zusätzliche Interessenten, die es kaufen werden, bevor – denn das kann passieren – Passagen entfernt werden müssen.

Gut möglich, dass man über den Wahrheitsgehalt einiger Aussagen in dem Buch streiten kann. Doch selbst wenn die Organisation mit ihrem juristischen Vorgehen Erfolg haben sollte, würde es ähnlich sein wie bei dem WWF-kritischen Film vom vergangenen Jahr: Einzelne Aussagen werden vom Gericht verboten, an der Gesamtbotschaft ändert das nichts.

Dazu kommt: Das gerichtliche Vorgehen, das Winken mit einstweiligen Verfügungen, um unangenehme Aussagen zu verbieten, kennt man vor allem aus einer Richtung: von gescholtenen Unternehmen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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