Kommentar Waffengesetz: Die einfache Lehre von Winnenden

Nach dem Amoklauf von Winnenden wird über das Waffengestz diskutiert. Dabei ist doch offensichtlich: Schusswaffen gehören für Privatleute verboten.

So simpel ist das also: Es bringe nichts, die Waffengesetze nach dem Blutbad in Winnenden zu ändern, analysiert Innenminister Schäuble. Denn: "Wir haben ein sehr strenges Waffenrecht." Wie schön. Mit dieser besonnen klingenden Feststellung erklärt Deutschlands oberster Sicherheitsexperte mal eben die sinnvollste Debatte für überflüssig, die die Politik nach diesem schrecklichen Ereignis führen könnte.

Es ist nämlich in der Tat einfach. Ein Verbot von brutalen Computerspielen hätte die Morde nicht verhindert, sie sind nur eine Zutat in dem Gebräu, das zu Gewalt führt. Auch ein Wachmann vor der Realschule hätte nichts ausrichten können, er wäre wahrscheinlich als Erster gestorben. Ein Metalldetektor am Eingang hätte vor den Todesschüssen hilflos gepiept. Hätte der 17-Jährige aber keine großkalibrige Pistole in die Hand bekommen, hätte er nicht 15-mal getötet. Ein Amoklauf mit einem Küchenmesser oder einer Axt wäre jedenfalls völlig anders abgelaufen und weit glimpflicher ausgegangen.

Aus den Ereignissen in Winnenden lässt sich somit eine schlichte Schlussfolgerung ziehen: Schusswaffen gehören für Privatleute verboten. Punkt. Denn selbst das schärfste Waffenrecht ist nicht gegen Missbrauch gefeit. Weder lässt sich der Geisteszustand jedes Waffenbesitzers prüfen, noch kann der Staat kontrollieren, wie Pistolenfans ihre Schätze im Heim aufbewahren. Die Waffenlobby argumentiert nun: Wenn ein verzweifelter Jugendlicher sich ins Auto seines Vaters setzt und in eine Menschengruppe rast - würde irgendjemand die Abschaffung des Autos fordern? Wohl nicht. Doch lässt sich dem Auto ein gewisser Nutzwert für die Gesellschaft nicht absprechen. Welchen entsprechenden Wert aber hat eine Beretta-Pistole? Die sich BürgerInnen - wenn auch unter strengen Auflagen - zulegen können?

Die Antwort ist einfach. Und die Politik darf sich nicht um sie herumdrücken, nur weil sie Angst vor 1,5 Millionen Sportschützen hat, die im Deutschen Schützenbund organisiert sind. Ihren Sport können sie ebenso gut mit Luftgewehren betreiben. Insofern entlarvt sich die Union mit ihrem angeblichen Antiaktionismus selbst. Was wäre los, hätte ein Drogenkranker mit einer Spritze auf Schulkinder eingestochen?

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Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.

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