Kommentar Waffenstillstand in Bogotá: Wenn Guerilleros Zivilisten werden

Man sollte die kolumbianische Regierung für ihren Einsatz loben: Zum Papstbesuch sieht es gut aus für einen dauerhaften Frieden im Land.

Mitglieder der umgewandelten Guerillaorganisation Farc

Plötzlich Partei: Die Abkürzung Farc bleibt, aber die Rebellen sind jetzt Politiker Foto: dpa

Und da behaupte noch jemand, der Papst sei zu nichts nutze! Der Waffenstillstand, den die kolumbianische Regierung soeben mit der zweitgrößten Rebellengruppe des Landes ELN geschlossen hat, ist das Geschenk, das die jahrzehntelangen Konfliktparteien dem argentinischen Pontifex Maximus für seinen Besuchsauftakt am Mittwoch in Kolumbien machen.

Auch wenn die Waffen erst ab Oktober schweigen und die Pause erst mal nur für 101 Tage gilt: Der „Pakt von Quito“ ist ein weiterer Schritt Richtung Frieden in dem Land, das sich seit einem halben Jahrhundert im Kriegszustand befindet.

Wie aus Guerilleros Zivilisten werden, machen gerade die Farc-Rebellen vor. Im August haben sie ihre Waffen abgegeben, am vergangenen Wochenende gründeten sie eine neue Partei. Die Abkürzung Farc behalten die Rebellen – nun steht sie für Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común – Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes.

Ab 2018 dürfen zehn von ihnen im Parlament sitzen. Und wie heute die ELN-Rebellen haben die Bald-Politiker der Farc ihre politische Teilhabe mit dem Gewaltverzicht eingeleitet. Sprich: Sollte die Eln dauerhaft auf Entführungen, Bombenanschläge oder die Rekrutierung von Kindersoldaten verzichten, steht ihr der selbe Weg offen.

Vorausgesetzt, die KolumbianerInnen wählen bei den Präsidentschaftswahlen 2018 den Frieden. Und dafür sieht es derzeit gut aus. Von allen Anwärtern ist Präsident Santos' Chefunterhändler mit den Farc, Humberto de la Calle, nach aktuellen Umfragen mit Abstand der Beliebteste.

Man muss die kolumbianische Regierung für ihren Einsatz für den Frieden loben, trotz der Verzögerungen bei der Umsetzung des Friedensprozesses und der nicht abreißenden Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger. Dass sich dieser Einsatz auch politisch bezahlt macht – umso besser.

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Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.

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