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@ ion
schön äußerst frech und widerwärtig, hier solche aussagen zu tätigen.
Schon interessant, wie (auch) Sie von Ihrem Berliner "Auslandsressort"-Schreibtisch aus suggerieren, dass beim aktuellen Konflikt die "Muslime" die Opfer, resp.: "Sündenböcke" wären – nur hat das eher nix mit verantwortlichem Journalismus zu tun.
Zumindest hätten Sie wohl auch von der aktuellen Ursache (Vergewaltigung und Ermordung einer Frau) und den vermutlichen Tätern (drei muslimische Männer) des erst daraufhin eskalierenden Konflikts zu berichten gehabt, oder?
Konflikte zwischen (und nicht: "mit", wie Sie texten) z.B. den Rohingya (muslimisch) und den Arakanesen (buddhistisch) bestehen seit Jahrzehnten und länger – also weit vor jeglicher Existenz einer hausgemachten (birmesischen) Militärregierung; Ein Aufflammen (auch) dieses Konfliktes im Vielvölkerstaat mit über 130 Ethnien war erwartbar.
Und übrigens: Das Land, über(!) das Sie berichteten, heißt seit längerem: Myanmar.
Deutschland sei wieder der kranke Mann Europas, sagt der Ökonom Peter Bofinger. Auch das auf den Automobilsektor ausgerichtete Geschäftsmodell trage nicht mehr.
Kommentar Westbirma: Willkommene Sündenböcke
Birmas Präsident hat leider Recht: Die Reformen des Landes sind gefährdet, sollten die Konflikte mit den Minderheiten außer Kontrolle geraten.
Was für eine Wendung: Bis vor kurzem war Birmas Militär im Volk so verhasst wie gefürchtet, schließlich hatten die Generäle das Land Jahrzehnte mit eiserner Hand regiert und heruntergewirtschaftet. Der neue reformorientierte Präsident Thein Sein versucht trotz eigener Militärvergangenheit seit März 2011 den Einfluss der Uniformträger zurückzudrängen.
Doch nachdem es im Bundesstaat Rakhaing tagelang zu tödlicher Gewalt zwischen Muslimen und Buddhisten kam, sah er sich dort zur Verhängung des Kriegsrechts genötigt. Das gibt den Militärs jetzt wieder mehr Macht und wertet sie auf.
Sie sind bisher größte Nutznießer der aktuellen Krise. Ob dabei einzelne Offiziere, die mit Thein Seins Reformen nicht einverstanden sind, selbst die Gewalt angeheizt haben, ist nicht bewiesen. Doch ausgeschlossen werden kann das auch nicht. Birmas Generäle, die sich sonst an ihrem Vorbild der indonesischen Streitkräfte zu Zeiten Suhartos orientieren, dürften sich auch an deren Verhalten nach dem Sturz des Diktators noch gut erinnern. Damals versuchten sich diskreditierte Militärs durch das Schüren religiös verbrämter Konflikte als Retter zu profilieren und verlorenen Einfluss zurückzugewinnen.
In Birma gehört die Lösung der Konflikte mit den Minderheiten zu den schwierigsten Aufgaben jeder Regierung. Doch die Situation der jetzt betroffenen Rohingya ist schlimmer als die anderer Gruppen. Denn die Rohingya sind nicht einmal als Minderheit anerkannt. Viele haben gar keine offizielle Staatsbürgerschaft. Sie sind die schwächste und am meisten diskriminierte Gruppe des Landes und deshalb am besten als Sündenböcke geeignet.
Präsident Thein Sein hat leider Recht, dass Birmas Reformen gefährdet sind, sollte der Konflikt außer Kontrolle geraten. Den Hardlinern im Militär dürfte dies recht sein.
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Kommentar von
Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin