Kommentar Wirtschaft sponsert Uni: Provinzunis gehen leer aus

Die Spendierfreude der Wirtschaft nützt den Elitehochschulen, die anderen Hochschulen gehen auch hier leer aus. Wir brauchen endlich eine Exzellenzinitiative - für die Lehre.

Es ist noch nicht lange her, da waren die Herren der Wirtschaft gar nicht gut auf die deutschen Unis zu sprechen: Massenunis, miserable Ausbildung, mediokre Absolventen, so lauteten die Vorwürfe. Entsprechend steckten die deutschen Großunternehmen ihr Geld lieber in amerikanische Universitäten. Oder sie gründeten mit viel Tamtam in Berlin die European School for Management and Technology (ESMT) als "Harvard an der Spree".

Und heute? Spricht keiner mehr von der ESMT. Dafür haben Industrie und private Großspender jetzt einen neuen Adressaten für ihre Millionenspenden gefunden: die staatlichen Universitäten - besonders jene, die sich mit dem neuen Label "Eliteuni" schmücken können. Dorthin gehen neuerdings dreistellige Millionensummen.

Zunächst einmal ist das eine gute Nachricht, denn die deutschen Hochschulen leiden an einer beinahe 30-jährigen Auszehrung. Seit dem sogenannten Untertunnelungsbeschluss von 1977 - besser bekannt als "Öffnung der Hochschulen" - sind die Studentenzahlen explodiert, doch die staatlichen Zuschüsse sind, von der Medizin abgesehen, quasi auf dem gleichen niedrigen Niveau verharrt. Wenn jetzt frisches staatliches Geld und hintendrein noch private Kohle kommt, kann das den unterfinanzierten Unis nur helfen.

Die Exzellenzinitiative macht die deutschen Universitäten zwar attraktiver - aber eben nicht alle. Der Reichtum eines kleineren Teils der Unis lässt die Armut des größeren Teils der Hochschulen nur umso deutlicher sichtbar werden. Das Problem liegt in der Breite der Hochschulbildung, vor allem in den Provinzen. Dort wird man niemals den Titel einer Eliteuni ergattern. Doch auch dort brauchen die - hoffentlich vielen! - Abiturienten die Möglichkeit, eine solide akademische oder technologische Ausbildung zu bekommen.

Auch dafür wäre eine Exzellenzinitiative nötig, und zwar eine für die Lehre. Doch die wird, so wie es aussieht, nicht die Wirtschaft finanzieren. Das muss der Staat übernehmen - genauer: die Länder. Die aber geben schon seit 30 Jahren zu wenig Geld für ihre Hochschulen aus.

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