Kommentar Wüstenkrieg in Mali: Ratlose Putschisten

Dass die Tuareg-Rebellen im Norden Malis die Kontrolle übernehmen, ist eine logische Folge des Putsches. Jetzt sind die Nachbarstaaten gefragt.

Malis Tuareg-Rebellen haben den Norden ihres Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Alle drei wichtigen Städte der Wüstenregion, in der sie ihren unabhängigen Tuareg-Staat Azawad ausrufen wollen, sind innerhalb weniger Tage an die Aufständischen gefallen.

Das ist eine logische Folge des Militärputsches in der malischen Hauptstadt Bamako am 21. März. Die Junta unter Kapitän Amadou Sanago, die den gewählten Präsidenten Amadou Toumani Touré stürzte, hatte ihren Staatsstreich damit begründet, man wolle sich nicht länger an der Front verheizen lassen. Kein Wunder, dass die Armee seit dem Putsch keine Lust zum Kämpfen mehr hatte. Es war schließlich das Überlaufen hochrangiger Militärs zu den Rebellen, das deren Triumph möglich machte.

Andererseits haben die Putschisten betont, sie wollten Malis Einheit retten, und Unterstützung gegen die Rebellen gefordert. Nun stehen sie selbst in der Situation, vor der sie Mali bewahren wollten: Das Land ist faktisch geteilt. Kein Wunder, dass die Putschisten jetzt ratlos sind. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, denn sie haben Mali nichts anzubieten.

Dazu hat auch die eindeutige Positionierung der westafrikanischen Nachbarn beigetragen. Sie haben den Putsch umstandslos verurteilt und mit finanziellen und militärischen Maßnahmen gedroht. Es scheint, als hätten die Drohungen Früchte getragen. Die Putschisten sind dabei, klein beizugeben. Damit spricht jetzt alles dafür, dass es in Mali einen politischen Dialogprozess geben könnte – der dann natürlich auch die Tuareg-Rebellen einschließen müsste.

Diesen Prozess muss die Region mitgestalten, wenn sie es ernst meint. Dieselbe Entschlossenheit, mit der Westafrika die Putschisten zum Einlenken brachte, ist jetzt gefragt, wenn es um die Neuordnung Malis geht.

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