Kommentar Wulff als Bundespräsident: Der Farblose

Christian Wulff ist der einzige der diskutierten Kandidaten, den nichts fürs Bundespräsidenten-Amt qualifiziert. Seine Nominierung zeigt: Merkels Durchsetzungskraft hat gelitten.

Christian Wulff wird neuer Bundespräsident. Das ist erstaunlich. Für Wolfgang Schäuble, den konservativen Intellektuellen, oder Ursula von der Leyen, die die Anschlussfähigkeit der CDU an säkulare, städtische Milieus verkörpert, hätte einiges gesprochen. Man muss die beiden nicht mögen, aber es wären Figuren mit eigener Handschrift, eigenem Kopf gewesen.

Wulff ist der einzige Kandidat, den gar nichts für dieses Amt qualifiziert. Er ist ein farbloser Landespolitiker, der im Fernsehen immer ganz nett wirkt. Dass er mal eine Debatte angestoßen hätte, ist nicht bekannt. Politisch ist Wulff nicht so liberal wie Ole von Beust, nicht so konservativ wie Roland Koch. Wulff ist immer irgendwie dazwischen. Das scheint bei dieser konfusen schwarz-gelben Regierung für das höchste Staatsamt zu reichen.

Offenbar hat Merkel ihre Kandidatin von der Leyen, die eine clevere Wahl gewesen wäre, nicht durchsetzen können. Das ist allerdings spektakulär. Es zeigt wie instabil diese Regierung mittlerweile ist. Denn ganz gleich, was man von Merkels zögerlichem. abwartendem Führungsstil hält ­ - auf eines war bei ihr immer Verlass: Sie verfügt über ein äußerst effektives Gespür für Macht und weiß, wie Helmut Kohl, wie man am Ende bekommt, was man will. Auch das scheint nicht mehr zu funktionieren.

Immerhin hat Schwarz-Gelb schnell entschieden. Das simuliert aber auch nur eine Handlungsfähigkeit, die dieser Regierung in den zentralen Fragen längst abhanden gekommen ist. Schwarz-Gelb ist die falsche Regierung zur falschen Zeit. Die FDP, die von ihrem neoliberalen Mantra nicht lassen kann, hängt wie ein nutzloses Bleigewicht an dieser Regierung.

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Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.

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