Kommentar Wulff bei Evangelikalen: Ausrutscher auf Rechtsaußen

Entweder haben Wulffs Mitarbeiter keine Ahnung - oder ihren Chef ins offene Messer laufen lassen. Beides wäre schlecht.

Droht uns ein Bundespräsident mit Sympathie für Rechtsradikale? Nein, so schlimm ist es nicht.

Die "Christlichen Publizisten", bei denen Christian Wulff als Gastredner aufgetreten ist, sind keine Nazis. Sie mögen archaischen Wertvorstellungen anhängen und haben sicherlich ein Abgrenzungsproblem gegen Rechtsradikale, sind aber nicht durch die Bank Verfassungsfeinde. Das macht den Umgang mit ihnen so schwierig: Mit ihrem etwas ausgefransten rechten Rand segeln sie unterhalb des Verfassungsschutz-Radars. Sonst hätte womöglich jemand Wulff vor dem Imageschaden gewarnt.

Denn Teflon-Mann Wulff ist sicherlich unverdächtig, mit evangelikalen Fundamentalisten zu sympathisieren: Der geschiedene Katholik genießt derzeit sehr öffentlich seinen zweiten Frühling an der Seite eines lebenslustigen Society-Girls. Das passt mit den moralinsauren evangelikalen Miesepetern einfach nicht zusammen.

Umso erstaunlicher, dass in der niedersächsischen Staatskanzlei niemand sitzt, der den Ministerpräsidenten schützt. Da hätte ein simpler Verweis auf den engen Terminkalender gereicht. Es gibt nur zwei Erklärungen: Entweder die Mitarbeiter, die Wulffs Termine auf Unbedenklichkeit überprüfen, haben keine Ahnung - oder sie selbst haben etwas für die Evangelikale Rechte übrig und haben ihren Chef ins offene Messer laufen lassen. Beides wäre schlecht.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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