Kommentar anonyme Sprechstunden: Minimale Verbesserung

Eine richtige Gesundheitsversorgung kann nur ein anonymer Krankenschein leisten, mit dem Flüchtlinge zum Arzt gehen können wie alle anderen auch.

Eine „anonyme Sprechstunde oder einen anonymen Krankenschein“ verspricht die Dänenampel, um so die gesundheitliche Versorgung von Flüchtlingen ohne Aufenthaltserlaubnis zu verbessern. Das ist löblich, aber es ist abzusehen, dass sich Schleswig-Holstein wie Bremen und Berlin für die Sprechstunde entscheiden wird. Die ist billiger – für die Betroffenen ändert sich wenig.

Anonyme Sprechstunden gibt es bereits. Neu wäre ihre finanzielle Absicherung durch die öffentliche Hand. Gleich bliebe, dass die Flüchtlinge nicht selbst wählen können, zu welchem Arzt oder Ärztin sie gehen. Und: Die Hemmschwelle, solche Sprechstunden aufzusuchen, ist nach wie vor hoch. Das zeigen Erfahrungen aus Bremen, das sich 2008 gegen den anonymen Krankenschein entschieden hat und seitdem eine Sprechstunde am Gesundheitsamt anbietet.

Vor allem Schwangere nutzen dieses Angebot. Sie müssen weniger Angst vor Abschiebung haben, da sie zumindest im Mutterschutz davor geschützt sind und abhängig vom Status des Kindsvaters nach der Geburt eine Aufenthaltserlaubnis bekommen können. Andere schleppen sich erst dann zum Arzt oder gleich ins Krankenhaus, wenn nur der Tod noch schlimmer als die Abschiebung erscheint. Mit Prävention hat eine solche Gesundheitsversorgung nichts zu tun.

Das kann nur ein anonymer Krankenschein leisten, mit dem Flüchtlinge so zum Arzt gehen können wie alle anderen auch.

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Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

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