Kommentar über Kultur am Stadtrand: Die Wüste lebt

Eine Kulturinitiative in Rahlstedt ist wichtig, damit auch am Stadtrand kulturelle Lebensqualität geboten werden kann. Und man nicht ins Zentrum fahren muss, um etwas zu erleben.

Nein, es ist keine spektakuläre Besetzung à la Gängeviertel oder Hafenstraße, die in Rahlstedt vorbereitet wird. Das vor vier Jahren zugemauerte Bahnhofsgebäude wird gemietet und ganz legal den Bürgern für einen Tag zugänglich gemacht. Und doch ist es für Rahlstedt eine kleine Sensation, wie hier Bürger unorthodoxe Wege gehen und Räume zugänglich machen, die von Schreibtischbürokraten fernab verschlossen wurden.

Braucht man ein Kulturzentrum in einem Viertel, wo alles ordentlich ist und die Menschen sich immer alles gefallen lassen? Nein. Der Alltag funktioniert auch so. Wenn die Rahlstedter Jugend was erleben will, kann sie ja ins Schanzenviertel fahren. Im Zentrum wird gelebt, am Stadtrand wird nur gewohnt.

Dumm für die vielen Familien, die vor wenigen Jahren in Ermangelung von anderem günstigen Wohnraum auf die neu bebauten Kasernengelände zogen. Das Versprechen eines Kulturbahnhofs stammt aus dieser Zeit und der Erkenntnis, dass auch am Stadtrand Lebensqualität geboten werden sollte.

Es wurde vergessen. Es hat sich keiner dahinter gestemmt. Und es hat sich auch keiner beschwert. Wenn es jetzt eine Kulturinitiative gibt, die Zeit und Mühe investiert, und wichtige Fragen stellt, ist das ein wertvolles Pflänzchen in der Wüste, dass von der großen Politik nicht übersehen werden sollte.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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