Kommentar zum Streik bei der Lufthansa: Der Kampf ums Cockpit

Die Pilotengewerkschaft der Lufthansa ruft zum 13. Streik in eineinhalb Jahren auf. Das ist ebenso nachvollziehbar wie aussichtlos.

Lufthansa Airbus A321

Auf Dauer bleibt die Konkurrenz Konkurrenz. Foto: dpa

Für viele Passagiere wird das wieder eine Nervenprobe: Hebt mein Flugzeug planmäßig ab, werde ich umgebucht oder muss ich sehen, wo ich bleibe? Für den heutigen Dienstag ruft die Pilotengewerkschaft Cockpit ihre Mitglieder bei der Lufthansa zum Streik auf; das ist nun schon der 13. Ausstand im seit eineinhalb Jahren festgefahrenen Tarifkonflikt. Dabei geht es um mehr als um hohe Gehälter und üppige Vorruhestandsregelungen für rund 5.000 Piloten – es geht um die Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, um deutsche Tarifregeln zu umgehen.

Dass sich die Gewerkschaft dagegen wehrt, ist verständlich. Ein Arbeitgeber, der während der laufenden Tarifverhandlungen Fakten schafft, um die Kampfkraft der Gewerkschaft auszuhöhlen, muss mit ihrem Widerstand rechnen.

Zumal Europas größte Fluggesellschaft einen satten Gewinn von 1,5 Milliarden Euro in diesem Jahr erwartet. Daher bestreikt Cockpit jetzt die lukrativen Langstreckenverbindungen, um den ökonomischen Druck auf den Konzern maximal zu erhöhen. Für die Passagiere ist das ärgerlich, denn auf interkontinentalen Verbindungen können sie nur auf andere Flugzeuge ausweichen – während bei Kurzstreckenflügen auch die Bahn eine Alternative sein kann.

Die Pilotengewerkschaft fordert von der Lufthansa nun, während der Verhandlungen den Ausbau der Billigfluggesellschaft Eurowings in Österreich auf Eis zu legen. Darauf will sich der Konzern aber nicht einlassen; er sieht seine Zukunftsfähigkeit bedroht, wenn er nicht der Konkurrenz – den europäischen Billigfliegern ebenso wie staatlich subventionierten arabischen Fluggesellschaften – schnell auch mit günstigen Preisen Paroli bieten kann.

So kämpferisch Cockpit sich gibt – auf die Dauer wird die Pilotenvereinigung die Konkurrenzsituation des größten Arbeitgebers der Branche in Deutschland nicht ignorieren können. Wenn niemand mehr an Bord geht, braucht man auch keine Piloten.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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