Kommentar: Frauenfußball braucht Profis

Die Bundesligavereine müssen sich endlich um Sponsoren kümmern - und den Weg zur Profiliga suchen. Nur so kann der Frauenfußball den Stellenwert bekommen, den er verdient.

Joseph S. Blatter war schon vor dem Finalsieg der deutschen Frauenfußballerinnen mit seinem aktuellen Lieblingssatz zur Stelle: Die Zukunft des Fußballs ist weiblich. Das ist vielleicht ein bisschen forsch formuliert vom Präsidenten des Weltverbandes Fifa. Doch die Zukunft des Fußballs wird auf jeden Fall weiblicher, vor allem hierzulande. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat erstmals in der noch kurzen WM-Geschichte einen Titel verteidigt. Kerstin Garefrekes, Birgit Prinz und Co kultivierten als konditionsstärkste Elf die guten alten deutschen Tugenden, ebenso den Mythos von der Turniermannschaft.

Der Titel ist eine Garantie für weiteren Fortschritt auf dem Feld des Frauenfußballs. Der DFB hat sich ja lange Zeit schwergetan, den Kick der Frauen zu fördern, jetzt aber will er sogar die Weltmeisterschaft 2011 nach Deutschland holen. Der Verband hat nicht die schlechtesten Karten, wenn Ende Oktober in Zürich die Entscheidung fällt, zumal Blatter bereits in Schanghai sagte, Deutschland sei in einer gewissen Favoritenrolle.

Zumindest geht es in Deutschland recht beispielhaft voran. Nahmen 2004 bundesweit erst 3.400 Teams am Spielbetrieb der Juniorinnen teil, waren es Ende 2006 bereits 6.267. Der Deutsche Fußball-Bund hat inzwischen rund eine Million weibliche Mitglieder, wovon fast siebenhunderttausend Frauen und Mädchen aktiv Fußball spielen. Nach dem WM-Sieg in den USA schnellten diese Zahlen nach oben, ähnlich dürfte es auch jetzt wieder laufen.

Doch der Frauenfußball ist in Deutschland noch nicht da, wo er sein sollte. Die Spielerinnen sind weit davon entfernt, vom Fußball leben zu können. Meist sind sie reine Amateure, nur die wenigsten wie Birgit Prinz, Nia Künzer oder Steffi Jones haben sich erfolgreich vermarkten können. Es ist nun an den Bundesligavereinen, für professionelle Strukturen zu sorgen, auf Sponsorensuche zu gehen und dem Sport auf die Sprünge zu helfen. Bisher war es so, dass Frauenfußball nur alle vier Jahre zum Ereignis wurde. Zwischen den Weltmeisterschaften wurde er wieder an den Rand gedrängt. Das muss sich alsbald ändern, soll die Zukunft des Fußballs weiblich sein.

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