Kommentar: Mit Hamas ins Gespräch kommen

Auch wenn sich die Euphorie über die Ankunft der arabischen Delegation in Grenzen hält - sie ist dennoch eine Chance

Die Euphorie über die geplante Ankunft der Delegierten der Arabischen Liga, die noch diese Woche in Jerusalem erwartet werden, hält sich in Grenzen. Zu Recht, denn die Erfolgsaussichten für den Friedensplan, den die beiden Außenminister aus Jordanien und Ägypten vorantreiben sollen, sind nach dem militärischen Sieg der Hamas über die Fatah im Gazastreifen nicht besser als zuvor. Doch gerade vor dem Hintergrund des blutigen innerpalästinensischen Machtkampfs ist eine geschlossene internationale Front nötiger denn je.

Die Hamas hat sich als überraschend standhaft erwiesen. Sie ließ sich weder durch den westlichen Boykott in die Knie zwingen noch von den mächtigsten arabischen Staaten, die vergeblich im internen Konflikt zu vermitteln versuchten. Die Hamas ist weder käuflich noch einzuschüchtern. Dennoch suchen die moderateren Hamas-Kräfte den Dialog mit der westlichen Welt, der sie mit der Befreiung des monatelang entführten BBC-Reporters Alan Johnston vergangene Woche ein Signal geben wollten. Ihnen den Kontakt weiter zu verwehren, würde nur dem extremistischen Flügel nutzen. Es würde auch jeden Versuch scheitern lassen, Frieden mit dem palästinensischen Volk zu schließen, das die Hamas demokratisch an die Macht wählte.

Die Arabische Liga sieht Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als legitimen Vertreter der Palästinenser. Gleichzeitig hat sie jedoch nie Bedingungen an die Hamas gestellt oder sie boykottiert. Die neue Situation im Gazastreifen bedroht zuallererst Ägypten, aber auch Jordanien: Beide Staaten fürchten eine Flüchtlingswelle sowie den wachsenden Einfluss des Iran und al-Qaidas. Bei ihrer Vermittlermission zwischen Israel und der arabischen Welt sind sie deshalb auch in eigener Sache unterwegs. Doch auch für den Westen ist der Besuch der arabischen Delegierten eine Chance. Mit ihrer Hilfe könnte er seinen Boykott der Hamas inoffiziell beenden, ohne offiziell von seinen Bedingungen ablassen zu müssen: Eine Anerkennung Israels seitens der Hamas wäre dann nicht mehr die Voraussetzung für Verhandlungen - sondern das mögliche Ergebnis.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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