Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen: Münster stabil, Gelsenkirchen brauner, Hamm sehr rot
Die AfD bleibt in Münster traditionell schwach, in Gelsenkirchen landet sie knapp hinter der SPD. Die gewinnt in Hamm. Grüne könnten in Köln regieren.
Münster bleibt stabil gegen die AfD
Die größte Stadt im Norden des Bundeslandes bestätigt auch bei der Kommunalwahl den Ruf, ein stabiler Ort gegen Rechts zu sein. Die AfD hat sich zwar auch hier deutlich steigern können, kommt aber dennoch nur auf 4,5 Prozent der Stimmen. In allen anderen Städten und Kreisen lag die AfD bei mindestens 6 Prozent.
Schon bei vergangenen Wahlen tauchte Münster stets ganz am Ende auf, wenn es um die Wahlergebnisse der Rechtsextremen ging. Bei der Bundestagswahl 2021 war die Stadt die einzige, in der die AfD unter 5 Prozent blieb. 2024 gab es bundesweit nur einen Wahlkreis, in dem die Verfassungsfeinde schlechter abschnitten.
Die Stadt ist gleichermaßen durch einen tief verwurzelten Katholizismus, wie durch die große Universität geprägt. Das zeigt sich auch im Ergebnis von Sonntag. Grüne und CDU lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem am Ende die Grünen erstmals mit 31,6 Prozent ganz vorn lagen, weil sie gegen den Landestrend sogar noch um 1,4 Prozent zulegen konnten. Die CDU kam mit 31,3 Prozent auf Platz 2.
Das Rennen wird sich in der Stichwahl um den Oberbürgermeisterposten wiederholen. Hier dürfen Tilman Fuchs (Grüne; 41,6 Prozent) und Georg Lunemann (CDU; 37,3 Prozent) antreten.
Die SPD fiel auf 14,1 Prozent, die Linke holte mit 8,4 Prozent ein für sie herausragendes Ergebnis – wie in fast allen Universitätsstädten des Landes.
Gelsenkirchen bleibt braune Hochburg
Die kleine, durch den dort ansässigen Fußballverein Schalke 04 bekannte Ruhrgebietsstadt hat ihren Ruf als braune Hochburg gefestigt. Bei der Bundestagswahl hatte die AfD dort erstmals den Wahlkreis gewonnen – und damit eins von nur zwei Direktmandaten in der alten Bundesrepublik. Nun verbesserte sich die AfD auf 29,9 Prozent – ein Zugewinn um 17,0 Prozentpunkte.
Auch in anderen Städten des nördlich Ruhrgebiets wie Herne, Bottrop und Oberhausen landete die AfD klar über 20 Prozent. Aber nirgendwo war sie auch nur annähernd so stark wie in Gelsenkirchen.
Stärkste Partei blieb aber dennoch die SPD, die trotz deutlicher Verluste mit 30,4 Prozent noch knapp über den Rechtsextremen blieb.
Für die Grünen war der Wahlausgang in Gelsenkirchen besonders hart. Sie stürzten von 12,2 auf 4,6 Prozent. Gut möglich, dass viele einstige Grün-Wähler:innen zur SPD wechselten, um zu verhindern, dass die AfD stärkste Partei wird.
In die Stichwahl für die Oberbürgermeisterin gehen Andrea Henze (SPD) und Norbert Emmerich (AfD).
Bauernland in CDU-Hand
Die Union holte ihre besten Ergebnisse wie gewohnt in den ländlich geprägten Kreisen. Im Hochsauerlandkreis, in Coesfeld und Borken im Münsterland kam sie jeweils klar auf mehr als 45 Prozent. Ihr bestes Ergebnis holte die Union aber in Olpe. Dort verfehlte sie diesmal zwar die 50-Prozent-Marke, wurde aber mit 49,1 Prozent immernoch die mit Abstand stärkste Partei.
In Großstädten ist die Union von solchen Resultaten weit entfernt. Am besten schnitt sie noch in der Landeshauptstadt Düsseldorf ab, wo sie auf 33,5 Prozent kam. Dort kann sie auch damit rechnen, weiterhin den Oberbürgermeister zu stellen. Amtsinhaber Stephan Keller kam im ersten Wahlgang schon auf 46,1 Prozent. In der Stichwahl muss er gegen Clara Gerlich (Grüne) antreten, die mit 22,2 Prozent am Sonntag aber klar hinten liegt.
Hammerergebnis für die SPD in Hamm
Trotz der landesweit herben Verlust gibt es auch noch Hoffnungsorte für die SPD: einer davon ist Hamm im Nordosten des Ruhrgebiets. Dort holten die Sozialdemokraten mit 46,2 Prozent nicht nur ihr mit Abstand bestes Ergebnis. Sie konnten sich gegenüber der letzten Wahl sogar um 9,1 Prozentpunkte verbessern. Profitiert hat sie offenbar von der Beliebtheit von Oberbürgermeister Marc Herter. Der Sozialdemokrat holten gleich im ersten Wahlgang 63,6 Prozent der Stimmen und kann somit im Amt bleiben.
Die CDU verlor ganz gegen den Landestrend in Hamm 10,5 Prozentpunkt und damit fast ein Drittel ihrer bisherigen Wähler:innen. Noch desaströser war die Wahl für die Grünen, die hier von 12,7 auf 4,7 Prozent abstürzten.
Grüne Kandidatin in Köln vorn
In der größten Stadt des Bundeslandes haben die Grünen zwar nicht ihr allerbestes Ergebnis geholt, aber sie können sich Hoffnung machen, künftig die Oberbürgermeisterin zu stellen. Ihre Kandidatin Berivan Aymaz holte im ersten Wahlgang am Sonntag mit 28,1 Prozent das beste Ergebnis. Bei der Stichwahl in zwei Wochen trifft sie nun auf Torsten Burmester (SPD), der im ersten Wahlgang 21,3 Prozent der Stimmen bekam.
Mit 25 Prozent der Stimmen bleiben die Grünen trotz Verlusten auch die stärkste Partei der Stadt – vor SPD und Union, die jeweils 19,9 Prozent bekamen.
Auch in Köln konnte die AfD ihr Ergebnis fast verdoppeln. Sie kommt dort auf 9,1 Prozent. Damit liegt sie aber dennoch nur auf Platz 5, noch hinter der Linkspartei, die Dank großer Gewinne mit 10,8 Prozent viertstärkste Partei geworden ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Aktivistin über Autos in der Stadt
„Wir müssen Verbote aussprechen“
Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen
Kein Bock auf Sahra
Soziologin über AfD
„Rechte Themen zu übernehmen, funktioniert nicht“
Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen
Kein Protest gegen Schwarz-Rot
Die IG Metall und das Verbrenner-Aus
Gewerkschaft gegen Klimaziele
Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen
Alles guckt nach Gelsenkirchen