Kongos Präsident besucht Ruanda: Historische Aussöhnung

Kongos neuer Präsident Tshisekedi gedenkt in Ruandas Hauptstadt Kigali der Völkermordopfer und trifft seinen Amtskollegen Kagame.

Kongos Präsident Felix Tshisekedi mit weiteren Menschen steht vor einem Flugzeug

Handschlag unter alten Feinden: Kongos Präsident Felix Tshisekedi wird in Kigali begrüßt Foto: Kigali Today

KIGALI taz | Als Felix Tshisekedi, seit Januar Präsident der Demokratischen Republik Kongo, am Montagmorgen in Ruandas Hauptstadt Kigali einen weißen Blumenkranz in der zentralen Genozid-Gedenkstätte niederlegt, wirkt es wie der Anfang einer neuen, vielleicht sogar freundschaftlichen Beziehung.

Es ist mehr als nur ein symbolischer Akt: In wenigen Tagen beginnen in Ruanda die Gedenkfeierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Völkermordes an über einer Million Tutsi. Die ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) hält im Ostkongo seit Jahren die Völkermord-Ideologie aufrecht und kämpft gegen Ruanda, das seinerseits jahrelang kongolesische Rebellen unterstützt hat.

Tshisekedis Besuch wirkte fast beiläufig. Noch am Sonntagnachmittag jubelte Kongos Präsident in Kinshasa seiner Nationalmannschaft zu, als sie Liberia mit 1:0 besiegte und sich für die Afrikameisterschaft qualifizierte. Am gleichen Abend landete er in Kigali – als Teilnehmer des Wirtschaftsgipfels „Afrika CEO Forum“.

Mit militärischem Salut und rotem Teppich wurde Kongos frischgebackener Präsident von Ruandas Außenminister Richard Sezibera empfangen und zu Präsident Paul Kagame gefahren.

Annäherung wird schon länger gesucht

Die Verbesserung der Beziehungen wurde von langer Hand eingefädelt. Schon vergangenes Jahr, noch vor Kongos Präsidentschaftswahl, war eine hochrangige Delegation kongolesischer Geheimdienstler in Kigali zu Besuch, auf Geheiß des damaligen Präsidenten Joseph Kabilas. Man suchte Annährung, fragte nach Unterstützung für Kabilas Wunschnachfolger Emmanuel Shadary.

Dafür überreichte Kongos Militärgeheimdienst den Ruandern ein Geschenk: FDLR-Pressesprecher Laforge Fils Bazeye, der Kongos Armee ins Netz gegangen war, als er aus Uganda von einem Treffen mit ruandischen Oppositionellen zurückkam.

Ruanda steht derzeit auf Kriegsfuß mit seinen beiden angrenzenden Bruderstaaten Uganda und Burundi. Der Grenzverkehr zwischen Ruanda und Uganda läuft seit Wochen nur stockend; die Regierung in Kigali wirft Uganda vor, ruandische Rebellen zu beherbergen. UN-Recherchen und Informationen aus Sicherheitskreisen lassen darauf schließen, dass eine Allianz anti-ruandischer Milizen sich in der ostkongolesischen Provinz Südkivu rüstet, mit Unterstützung aus Burundi.

Erst vergangene Woche behauptete die neue ruandische Rebellenallianz FLN (Nationale Befreiungsbewegung), sie habe Teile des Nyungwe-Waldes in Südwest-Ruanda erobert und die ruandische Armee und Marine am Kivu-See geschlagen..

Frieden mit Kongo kommt Ruanda da gerade recht. Schon vor zwei Wochen waren Tshisekedis Kabinettsdirektor und Sicherheitsberater, Vital Kamerhe und Francois Beya, zu Besuch bei Kagame. Es wurde vereinbart, gegen bewaffnete Gruppen zu kooperieren.

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