Konkurrenz für Apples iPad: Eine Honigwabe fürs Tablet

Bislang hat es noch kein Unternehmen geschafft, eine ernstzunehmende Konkurrenz zu Apples Tablet-Rechner iPad zu entwickeln. Nun versucht sich Google daran.

Motorolas "Xoom" mit Googles Honeycomb Bild: reuters

Wenn man an Tablet-Computer denkt, steht derzeit vor allem ein Gerät im Vordergrund: Apples iPad. Zwar gab es zahllose Versuche anderer Hersteller, in den noch sehr jungen Markt vorzudringen. Doch fehlte bislang die richtige Technik: Während Microsofts Windows sich für die Flundern nur bedingt eignet, weil es zu viel Leistung verbraucht, war Googles Smartphone-Betriebssystem Android schlicht noch nicht für Tablets optimiert. Hersteller wie Samsung versuchten es trotzdem mit Android, das auf Handys mittlerweile sehr erfolgreich ist. Punkten konnten sie damit noch nicht.

Das soll sich bald ändern. Die Antwort auf die Tablet-Wünsche vieler Hardware-Hersteller heißt "Honeycomb", auf Deutsch: Honigwabe. Der Codename des kommenden Android 3.0 (aktuelle Version: Android 2.3, Codename "Gingerbread") steht für ein Betriebssystem, das speziell auf Tafelcomputer abgestimmt sein soll. Wie es aussehen könnte, präsentierte Google in der vergangenen Woche auf einer Presseveranstaltung.

"Honeycomb" kann beispielsweise bestehende Android-Titel vom Spiel bis zur Aufgabenliste ohne große Probleme in ein Tablet-taugliches Format bringen und wartet mit allerlei hübschen Bildeffekten und schnellen, dreidimensional anmutenden Übergängen auf - leistungsstarke Prozessoren und Grafikchips, die für die "Honeycomb"-Tablets vorgesehen sind, einmal vorausgesetzt. Der Ansatz des Google-Betriebssystems ist ein anderer als bei Apples iPad. Während man dort vor allem mit Apps interagiert, die auf diversen großen Home-Bildschirmen präsentiert werden, geht es bei Google um Widgets - kleine Miniprogramme, die stets zu sehen sind und die das Wetter anzeigen oder auch Twitter-Feeds.

Das Android-Geschäftsmodell bleibt, soviel steht bereits fest, auch bei "Honeycomb" das alte. Google verlangt für die Verwendung seiner Software von den Hardware-Herstellern keinen Cent. Stattdessen will das Unternehmen mit seinem nach wie vor ertragreichsten Business, der Online-Werbung, auch in dieser Geräteklasse Geld verdienen. Es gibt sogar Verträge, mit von denen auch die Gerätebauer und die Netzbetreiber profitieren.

Während Apple also an der Hard- und Software verdient und damit bei den Smartphones die höchsten Profite aller Mobilfunkhersteller erzielt, kommt der Zahltag bei Google Schritt für Schritt - Werbeklick um Werbeklick. Dass der Internet-Riese auf diesem Weg noch mehr Nutzerdaten sammelt, ignorieren die meisten Android-Nutzer bislang. Den Hardware-Herstellern scheint es wiederum egal zu sein, erhalten sie doch ein qualitativ hochwertiges Betriebssystem zum Nulltarif.

Noch liegen wenige Details zu den ersten "Honeycomb"-Geräten vor. Eines der Topmodelle dürfte aber das Xoom von Motorola werden, das Google bereits als Prototyp präsentierte. Das Tablet ist für eine Veröffentlichung im ersten Quartal angekündigt und hat wie der Apple-Konkurrent ein 10 Zoll großes Display. Im Inneren der Geräte ist nicht nur das Betriebssystem anders. So hat Xoom zwei Kameras vorne und hinten und unterstützt - hoffentlich besser als ältere Android-Versionen - Flash. Außerdem ist die Bildschirmauflösung mit 1280 mal 800 Bildpunkten etwas höher. Das Gewicht soll dem des iPad entsprechen, die Dicke ebenfalls.

Es ist gut möglich, dass Xoom und Co. nicht gegen das aktuelle iPad, das bald ein Jahr auf dem Markt sein wird, ankämpfen müssen, sondern gegen die zweite Apple-Tablet-Generation. Die könnte noch im Frühjahr auf den Markt kommen und den Markt nochmals beflügeln. Bei Apple ist man sich des Vorsprungs durchaus bewusst. "Wir schauen uns die Konkurrenten an, betrachten sie aber mit Gelassenheit", sagte Chief Operating Officer Tim Cook, der derzeit Apple-Chef Steve Jobs vertritt, kürzlich vor Börsenanalysten.

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