Konsequenz aus Costa-Concordia-Havarie: Schiffe unter Kontrolle

Die Costa-Reederei-Gruppe überwacht nun von der Hamburger Hafencity aus lückenlos all ihre Kreuzfahrtschiffe.

Foto: Chlietzmann/ dpa

HAMBURG taz | Aus Hamburg schweift der Blick nun über die Meere. Die neue nautische Zentrale der weltgrößten Kreuzfahrt-Reederei Costa hat in der Hafencity ihren Betrieb aufgenommen. Rund 150 Mitarbeiter kontrollieren im Hamburger Fleete Operations Center (FOC) künftig 365 Tage im Jahr rund um die Uhr die Bewegungen der zurzeit 25 Kreuzfahrtschiffe der Reederei-Gruppe in Nord- und Ostsee, im Mittelmeer, auf dem Atlantik oder in Fernost.

Auf drei Multimedia-Wänden werden die Routen oder Liegeplätze aufgerufen, großflächige Wetterkarten dazugestellt oder Geschwindigkeiten und Treibstoffverbrauch analysiert. „Wir wollen Schäden und Probleme entdecken, bevor sie eintreten“, formuliert Costa-Chef Michaell Thamm das Ziel des Zentrums.

Hamburg sei als Standort gewählt worden, weil hier das beste maritime Firmennetz vorhanden sei, sagt Jens Lassen von der Costa-Reederei. So sei es beim Aufbau zu Unterstützung von Experten der Lufthansa-Werft in Fuhlsbüttel und dem Airbus-Werk in Finkenwerder gekommen. Die bisherigen Einheiten in Rostock und Genua mit zusammen 258 Mitarbeitern wurden in Hamburg zusammengelegt. Dadurch sollen doppelte Organisationsstrukturen eingespart werden. Insgesamt beschäftigt Costa in Hamburg jetzt rund 800 Mitarbeiter.

Die lückenlose Kontrolle aller Passagierschiffe ist eine indirekte Konsequenz aus der Havarie der „Costa Concordia“ im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio, bei der 32 Menschen starben. Danach wurde Thamm, bis dahin Chef der Costa-Tochter Aida Cruises in Rostock, zum Vorstandschef des Konzerns berufen. „Es war meine erste Aufgabe sicherzustellen, dass so ein Unglück nie wieder passiert“, sagt Thamm. Das FOC in der Hafencity soll dafür sorgen.

Hamburg ist der größte Kreuzfahrthafen Deutschlands, der drittgrößte in Nordeuropa hinter Southampton und Kopenhagen und europaweit ist er die Nummer 7.

Im Rekordjahr 2014 wurde Hamburg von 189 Luxuslinern mit rund 590.000 Passagieren angelaufen. Im laufenden Jahr werden 164 Schiffe mit etwa 525.000 Passagieren erwartet.

Mit 95 Prozent hat Hamburg einen extrem hohen Anteil an Turnaround-Gästen, das sind Gäste, die in Hamburg ihre Reise starten oder beenden. Sie sorgen für zusätzliche Wertschöpfung an Land durch Übernachtungen, Musical-Besuche oder Shoppingtouren.

Zugleich kündigte Thamm an, das Unternehmen noch nachhaltiger und umweltbewusster machen zu wollen. Erstmals hat das Unternehmen zwei Kreuzfahrtriesen mit Flüssiggas-Antrieb (LNG) in Auftrag gegeben. Sie sollen 2019 und 2020 von der Meyer-Werft im emsländischen Papenburg an Aida ausgeliefert werden und die weltweit umweltschonendsten Passagierschiff sein.

„Wir wollen klimaneutral werden – mindestens“, versichert Thamm. Saubere Schiffe auf sauberen Meeren seien „die Zukunft der Branche“, glaubt er. Costa habe als erste Reederei diesen Schritt gewagt, „weil wir als Marktführer eine besondere Verantwortung haben, die ganze Branche auf ein neues Niveau zu führen“.

Die Costa-Gruppe mit 3,6 Milliarden Euro Jahresumsatz und 27.000 Mitarbeitern gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival und ist mit 68.000 Betten auf 25 Schiffen Europas größte Kreuzfahrtreederei. Ihre Tochter Aida in Rostock ist die Nummer 1 auf dem deutschen Markt. Im laufenden Jahr ist Aida mit fünf Schiffen und 55 Anläufen größter Kunde der drei Hamburger Kreuzfahrtterminals, ab 30. April 2016 soll die „Aida prima“ ab Hamburg wöchentlich zu Nordsee-Törns – sorgsam beäugt aus der Hafencity.

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