Kontroverse zur GEMA: Mit dem Fön auf's Klo

So mühelos, wie die GEMA sich bald täglich neue Feinde macht, sollte sie vielleicht ihr Geschäftsmodell überdenken. Denn das ist ihr Problem.

Gleich geht's hier zur Sache: Storm is schon da, für den Shit sorgt die GEMA. Bild: Nanduu/photocase.com

BERLIN taz | Der Freisinger Rechtsanwalt und Internetspezialist Thomas Stadler formulierte es vor einigen Tagen in Bezug auf unter anderem die Klage gegen die Musikpiraten so lapidar wie treffend: „Die GEMA bettelt um den Shitstorm“. Und den bekommt sie auch.

Das Faszinierende dabei ist, dass es sich zum großen Teil nicht bloß um irrationalen Hass handelt, der in Foren und Netzwerken über der Verwertungsgesellschaft ausgeschüttet wird. Vernachlässigenswert sind am Ende auch all die mehr oder weniger fantasievoll zusammengeschriebenen Beleidigungen und Kalauer (GEMA kacken).

Nein, die bloße nüchterne Darstellung der GEMA-Fakten alleine genügt, um ein kräftiges Kopfschütteln zu verursachen. Das fängt beim ungerechten Verteilerschlüssel für die Ausschüttungen des Vereins und der umstrittenen Tarifreform an - und hört mit den völlig unangemessenen Hausdurchsuchungen wegen einer DDoS-Attacke auf die GEMA-Webseite nicht auf.

Die GEMA kassiert bereits vorab

Die Nachrichtenseite Telepolis zum Beispiel wies am Montag auf ein kleines Tool hin, mit dem wir ganz einfach nachrechnen können, wie viel Geld die GEMA von uns allein beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Telefonen und Speichermedien abkassiert.

Neben der deutlichen Verteuerung der Geräte unterstellt die Pauschalabgabe zusätzlich eine kriminelle Absicht beim Käufer. Faszinierend auch, dass der, erwischt mit „illegalen“ Kopien, dann neben der Vorabgebühr nachlaufend erneut zur Kasse gebeten würde.

Der Pauschalabgabenrechner bei Bytefiction kommt gänzlich ohne Kommentierung und überhaupt ohne erläuternde Worte aus. Die Marke GEMA ist inzwischen Reizwort genug – ein einfaches Rechenbeispiel reicht aus, um den Shitstorm weiter wehen zu lassen.

Der für Telepolis' Mutterverlag Heise tätige Anwalt Jörg Heidrich stellt fest: „Aktuell kann die GEMA ihre Unbeliebtheit wohl nur noch durch das öffentliche Ertränken von Katzenbabys vor der Geschäftsstelle steigern.“.

Wer weiß, nach allem was bis jetzt zu beobachten ist, genügt eventuell die nüchterne Veröffentlichung von weiteren Abrechnungstools und Berichten zur Geschäftspraxis des Vereins. Die viel beschworene Netzgemeinde wird sich ihren Reim darauf machen und mit dem Fön auf's Klo eilen, um zeitnah den nötigen Begleitlärm eines ordentlichen Shitstorms beizusteuern.

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