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Rechenzentrum in MünchenGroße Allianz will KI voranbringen

Telekom baut in München ein Rechenzentrum für künstliche Intelligenz. Dabei kooperiert sie mit dem Chiphersteller Nvidia und der Softwareschmiede SAP.

Christian Klein, SAP-Chef: „Wir legen die Grundlage für die europäische KI-Revolution“ Foto: Carsten Koall/dpa

Die Deutsche Telekom drängt in ein neues Geschäftsfeld. In München entsteht derzeit ein Großrechenzentrum für künstliche Intelligenz (KI). Eine Milliarde Euro steckt der Netzbetreiber in den Aufbau. Dabei kooperiert das Unternehmen mit Nvidia, dem Hersteller von Hochleistungschips, und mit dem Softwarehersteller SAP, der den Nutzern des Rechenzentrums den Zugang ermöglichen wird. „Wir legen die Grundlage für die europäische KI-Revolution“, sagt SAP-Chef Christian Klein.

Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Timotheus Höttges, sieht in KI eine überlebensnotwendige Technologie. „Ohne KI kann man die Industrie vergessen“, glaubt er, „ohne KI kann man den Standort Deutschland vergessen.“ Hier bestehe noch Nachholbedarf. In anderen Ländern werden die Hochleistungschips deutlich stärker genutzt.

Für Digitalminister Karsten Wildberger ist die Investition daher hochwillkommen. „Es ist ein Signal für Aufbruch“, lobt der Minister, der sich von einer stärkeren Nutzung der KI neue Geschäftsmodelle erhofft.

Ob allein die Möglichkeit zu einer stärkeren Entwicklung von KI-Lösungen die Industrie beflügeln kann, ist eher zweifelhaft. So räumten auch die versammelten Manager ein, dass die Wettbewerbsfähigkeit vor allem an den Standortbedingungen hängt. Auch haben Unternehmen, etwa in der Autoindustrie, Zukunftstrends verschlafen.

Telekom plant weitere Riesenrechenzentren

Für die Telekom stellt die KI-Fabrik nur den Anfang dar. „Wenn Industrie und öffentlicher Sektor die Infrastruktur nutzen, bauen wir sie aus“, kündigte Höttges an. Die Telekom würde gerne eine sogenannte Gigafactory für KI bauen. Deren Kapazität läge wenigstens beim Zehnfachen des Münchner Projektes.

Die EU will fünf Riesenrechenzentren fördern. So soll Europa die Abhängigkeit von den großen amerikanischen Techkonzernen verringern. Das ist auch eine Aufgabe des kleinen Bruders. So werden die von externen Kunden der Telekom eingespeisten Daten ausschließlich in Deutschland gespeichert und das Zentrum nur mit Beschäftigten aus Deutschland und Europa betrieben.

Sollte Deutschland Standort einer Gigafactory werden, ist ein Zuschlag an die Telekom längst nicht gesichert. Es gibt weitere Interessenten am Bau dieser Großrechenzentren, etwa die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören.

Die neue KI-Fabrik soll nach nur sechsmonatiger Planungszeit im ersten Quartal 2026 ans Netz gehen. Die ersten Kunden dafür stehen laut Höttges schon bereit. „Ich bin sehr ermutigt über die Nachfrage“, sagt er. Die wichtigste Zielgruppe sind große wie kleine Industrieunternehmen.

Ein Pionier ist hier der Robotic-Spezialist Agile Robots. Zu den ersten Kunden gehören auch der KI-Anbieter Perplexity oder das Rüstungsunternehmen Quantum Systems. Schließlich hofft Höttges auch auf Kooperationen mit der öffentlichen Verwaltung.

Versorgung durch Erneuerbare

Rechenzentren stehen oft aufgrund ihres enormen Stromverbrauchs in der Kritik. In diesem Fall dürfte sie ausbleiben. Laut Telekom wird die KI-Fabrik ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben.

Von einem Siegeszug der KI ist der Chef von Nvidia, Jensen Huang, überzeugt. Zur Vorstellung der Pläne ist der Gründer des wertvollsten Unternehmens der Welt eigens aus Kalifornien nach Berlin gereist. Und auch Deutschland als Industriestandort überzeugt ihn.

„Deutschland ist das Land der Ingenieure“, stellt Huang fest, und es habe eine Vision der Industrie 4.0, in der die physische Herstellung von Produkten mit der digitalen einhergeht. „Jedes Industrieunternehmen wird in Zukunft zwei Fabriken haben“, prognostiziert er, „eine für die Produktion, etwa von Autos, eine für künstliche Intelligenz“.

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