Korruption im internationalen Fußball: "Was haben Sie für mich?"

Es ist Wahlkampf bei der Fifa. Ihr Chef Sepp Blatter möchte gerne Chef bleiben. Doch Bestechungsvorwürfe gegen Funktionäre und ein potenter Gegner sind ihm im Weg.

Will der Saubermann bleiben: Fifa-Präsident Sepp Blatter. Bild: dpa

Die Task Force des Internationalen Fußballverbandes hat getagt. Fifa-Chef Sepp Blatter stellte auf einer Pressekonferenz in Zürich die Ergebnisse vor. So wird unter anderem die Möglichkeit einer vierten Auswechslung in einer Verlängerung erwogen.

Befasst sich die Eingreiftruppe nicht mit Bestechung?

Die Task Force der Fifa wurde eingesetzt mit dem Ziel, die Attraktivität des Fußballs zu steigern. Am Tag, an dem vor dem britischen Parlament neue Bestechungsvorwürfe gegen Mitglieder der Fifa-Spitze erhoben wurden, interessierte sich kaum einer für deren Ergebnisse.

Sepp Blatter blieb nichts anderes übrig, als auf die neuerlichen Verdächtigungen einzugehen. Er griff sich mit beiden Händen an die Brust, setzte eine treuherzige Miene auf und sagte: "Ich gehöre nicht zu der Kategorie von Menschen, die vor ein Gericht gehören oder vor eine Ethikkommission. Ich kann aber nicht für die Mitglieder meines Komitees sprechen. Ich kann nicht sagen, dass sie alle Engel sind oder dass sie alle Teufel sind."

Die Vorwürfe, die David Triesman, der ehemalige Präsident der englischen Football Association, vor Mitgliedern eines britischen Parlamentsausschusses gemacht hat, kommen für Sepp Blatter zur Unzeit. Er befindet sich im Wahlkampf. Bei der Abstimmung um das Präsidentenamt der Fifa am 1. Juni hat er es mit einem mächtigen Gegenkandidaten zu tun. Der Chef des asiatischen Kontinentalverbandes und Präsident den Fußballverbands von Katar, Mohammed bin Hammam, tritt gegen Blatter an. Dieser kämpft nun einmal mehr um seinen Ruf als Ehrenmann. Und wieder einmal geht es um Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe der WM-Turniere für die Jahre 2018 und 2022.

Keine Beweise

Für das Jahr 2018 hatte sich auch England beworben. Triesman schilderte vor den Parlamentariern vier konkrete Bestechungsversuche von Fifa-Exekutivmitgliedern. Jack Warner aus Trinidad und Tobago soll für seine Stimme vier Millionen US-Dollar für den Bau eines Nachwuchszentrums verlangt haben. Der Paraguayer Nicolas Leoz, Chef des Südamerika-Verbands Conmebol, habe nur für England stimmen wollen, wenn er in den Ritterstand erhoben würde. Der Thailänder Worawi Makudi habe die TV-Rechte an einem Länderspiel Englands gegen Thailand gefordert und der Brasilianer Teixeira soll einfach nur gesagt haben: "Sagen Sie mir, was Sie für mich haben." Es gebe keine Beweise, meinte Blatter dazu und versprach, die Ethikkommission einzusetzen, sobald sich die Vorwürfe nachweisen ließen.

Die war kurz vor der Abstimmung über die WM-Turniere im November 2010 schon einmal gefragt. Weil der Nigerianer Amos Adamu und Reynald Temarii aus Tahiti ihre Stimmen regelrecht feilgeboten hatten, wurden sie von der Fifa-internen Kommission aus der Exekutive entfernt und von der Abstimmung ausgeschlossen. Den Ausschluss der beiden korrupten Funktionäre, die vor dem Internationalen Sportgerichtshof gegen die Bestrafung klagen, bezeichnete Blatter als Zeichen der Selbstreinigungskraft des Fußballs. Dass sein Verband einmal mehr als Hort der Korruption bezeichnet wurde, musste er dennoch hinnehmen. Sein Konkurrent um den Fifa-Vorsitz, Mohammed bin Hammam, versuchte das zu nutzen und inszeniert sich seither als Reformer.

Dem dürfte deshalb ein anderer Vorwurf, der im britischen Parlament geäußert wurde, so gar nicht ins Wahlkampfkonzept passen. Es wurde bekannt, dass die englische Zeitung Sunday Times dem Unterhaus Informationen hat zukommen lassen, wonach die Fifa-Exekutivmitglieder Issa Hayatou aus Kamerun und Jacques Anouma von der Elfenbeinküste jeweils 1,5 Millionen US-Dollar für die Unterstützung der Bewerbung Katars erhalten hätten.

Vor der Abstimmung im November 2010 hatte die Sunday Times, die die Informationen von einem Whistleblower aus Katars Bewerbungsgesellschaft hatte, von einer Veröffentlichung abgesehen, nachdem die Kataris mit dem Gang vor Gericht gedroht hatten. Bin Hammam, der auch Chef des Fußballverbands von Katar ist, hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er ist weiter auf Wahlkampftour und hat - vor allem an die ärmeren Verbände gerichtet - für den Fall eines Wahlsiegs schon einmal versprochen, die jährliche Zahlung an die Fifa-Mitglieder auf 500.000 US-Dollar pro Verband zu verdoppeln. Reformer bin Hammam dazu: "Ein Versprechen ist keine Bestechung."

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