Korruption in Argentinien: Schmutziges Geld

Die Scheine wurden gewogen und nicht mehr gezählt: Lázaro Báez hat Millionen veruntreut. Auch gegen Vizepräsidentin Kirchner wird ermittelt.

Lázaro Báez blickt in die Kamera

Schweigt beharrlich: Bauunternehmer Lázaro Báez wurde zu 12 Jahren Haft verurteilt Foto: Eitan Abramovich/afp

BUENOS AIRES taz | Zwölf Jahre Gefängnis für Lázaro Báez. Am Mittwoch wurde der argentinische Bauunternehmer der Geldwäschemanöver in Millionenhöhe von einem Bundesgericht in Buenos Aires für schuldig befunden. Mehr als 55 Millionen Dollar soll der 64-Jährige zwischen 2003 und 2015 beiseite geschafft haben. Die Millionen stammen aus öffentlichen Straßenbauaufträgen, die ihm die damaligen Regierungen von Nés­tor und Cristina Kirchner zukommen ließen. Die Urteilsbegründung wird am 26. April verlesen.

Insgesamt standen 27 Personen vor Gericht, darunter auch Báez’ Söhne und Töchter, die ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt wurden. Lázaro Báez hat bis heute zu allen Vorwürfen beharrlich geschwiegen. Der Prozess hatte 2016 begonnen, doch die Ermittlungen reichen viele Jahre weiter zurück.

Es waren investigative Journalist*innen, die die Justiz zur späteren Untersuchung veranlassten. Ein Geldkofferträger hatte sich an die Presse gewandt und von Bargeldtransporten aus der Provinz Santa Cruz nach Buenos Aires berichtet, die von dort nach Panama und in die Schweiz gingen. Irgendwann seien die Scheine nicht mehr gezählt, sondern schlicht abgewogen worden, so viele seien es gewesen, erzählte der Kurier. Vom Gericht erhielt der reuige Kofferträger dafür eine gemilderte Strafe von fünf Jahren.

Lázaro Báez war in den 1990er Jahren nach Río Gallegos gezogen, die Provinzhauptstadt von Santa Cruz, in der Néstor Kirchner Bürgermeister war. Dort hatte er bei der Banco de Santa Cruz als kleiner Bankangestellter angefangen. Báez und Kirchner lernten sich kennen und schlossen Freundschaft. Als Néstor Kirchner 2010 verstarb, ließ Báez ein wuchtiges Mausoleum bauen, das auf dem Friedhof von Río Gallegos alles überragt. „Hier liegen die Überreste von Néstor Carlos Kirchner, einem Mann aus Santa Cruz, der Argentinien veränderte, aber vor allem (…) ein Freund“, steht auf der von Báez angebrachten Plakette.

Verfahren gegen Vizepräsidentin Cristina Kirchner

2003, kurz vor Kirchners Amtsantritt als Präsident, gründete Báez die Austral Construcciones. In den folgenden Jahren bekam das Bauunternehmen gut 80 Prozent aller öffentlichen Straßenbauaufträge in der Provinz Santa Cruz zugesprochen. Ein Wert von rund 2,2 Milliarden Dollar. Báez persönliches Vermögen vermehrte sich von 2004 bis 2015 um aberwitzige 12.217 Prozent, wie die Justiz ermittelte.

Ob Báez als Strohmann der Kirchners fungierte, war nicht Gegenstand des Prozesses. Bisher wurde bei den Kirchners nichts von den beiseite geschafften Millionen gefunden. Ob, und wenn ja, wie Gelder geflossen sind, wird in einem anderen Gerichtsverfahren geklärt. Eine der Angeklagten ist die heutige Vizepräsidentin Cristina Kirchner. Verhandelt wird, ob der Bauunternehmer über fingierte Hotelrechnungen Gelder verschoben hat. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hat Báez für seine Beschäftigten in den kirchnereigenen Hotels in Santa Cruz ganze Etagen auf Monate hinaus gebucht und bezahlt, in denen nie jemand übernachtete.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.