Kostenwunder Passivhaus: Ein Viertel Energie

In Freiburg wurde ein 16-stöckiger Wohnblock aus den 60er Jahren zum weltweit ersten Passivhaus seiner Art umgebaut. Auch ältere Hochhäuser können so modernisiert werden.

Passivhäuser kühlen selbst bei nächtlichen Außentemperaturen von minus 20 Grad nur um weniger als ein Grad ab. Bild: dpa

FREIBURG taz | Hält die Kälte noch etwas an, dann werden die meisten Bürger dies bei ihrer nächsten Heizkostenabrechnung spüren. Glücklich schätzen kann sich da, wer in einem Passivhaus wohnt - das ist ein Haus mit höchster Wärmedämmung. Solche Häuser erreichen eine beachtliche Effizienz: Selbst bei Außentemperaturen von minus 20 Grad kühlen sie in der Nacht um weniger als ein Grad ab.

Meistens sind Passivhäuser bislang noch neu errichtete Ein- und Zweifamilienhäuser. Doch auch Hochhäuser und Altbauten können zum Passivhaus werden. Das belegt ein Projekt aus Freiburg: Im Stadtteil Weingarten wurde ein Hochhaus als weltweit erstes in dieser Dimension zum Passivhaus. Dafür wurde der 47 Meter hohe Bau aus dem Jahr 1968 innerhalb von anderthalb Jahren entkernt und saniert und so der jährliche Heizwärmebedarf von bislang 68 auf 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter gesenkt.

Nach einer vom Passivhaus-Institut in Darmstadt entwickelten Definition darf ein Passivgebäude höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich für Heizung und Kühlung verbrauchen, also umgerechnet etwa 1,5 Liter Heizöl. Damit benötigt das Haus gerade ein Viertel der Energie eines durchschnittlichen Neubaus in Deutschland und weniger als ein Zehntel vieler Altbauten.

Definierte Luftdichtheit

Im Passivhaus wird in der Regel weniger Energie für Heizung und Kühlung beansprucht, als ein Durchschnittshaushalt für die Warmwasserbereitung benötigt. Ein weiteres Kriterium ist eine definierte Luftdichtheit der Gebäudehülle. In Deutschland liegt die Zahl der Passivhäuser heute im fünfstelligen Bereich - Hochhäuser waren bislang nicht darunter.

In dem Freiburger Pilotprojekt wird nun die wenige Heizenergie, die noch nötig ist, per Fernwärme von einem Heizkraftwerk geliefert. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt die Wohnung kontinuierlich mit frischer Luft, was in Passivhäusern aufgrund der Luftdichtigkeit zwingend nötig ist. Eine auf das Dach montierte Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 25 Kilowatt rundet das Konzept ab.

13,4 Millionen Euro hat die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB), das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt, in die Sanierung gesteckt. Dank Förderprogrammen wird das Wohnen für die Mieter im Passivhochhaus nicht teurer - zumal die Nebenkosten durch die Sanierung um rund 50 Cent je Quadratmeter und Monat sinken.

1.300 Wohnungen bis 2020 energetisch saniert

Nach Abschluss dieses ersten Projekts geht es in Nachbarhäusern nun im gleichen Stil weiter: Bis zum Jahr 2020 will die FSB rund 1.300 Wohnungen im Stadtteil energetisch sanieren. Das Programm umfasst Hochhäuser mit vier bis 16 Geschossen und einige Nichtwohngebäude.

Zu einem solchen Projekt gehört viel Kommunikation. "An die gleichbleibende Temperatur in allen Räumen und die Frischluftzufuhr mussten sich einige Bewohner erst gewöhnen", sagt Ralf Klausmann, Geschäftsführer der FSB. Informationen, etwa zum richtigen Lüften, seien daher für die Mieter wichtig.

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