Krebs und Atommüll-Endlager: Jeder Tausendste darf krank werden

Nach einem Entwurf des Umweltministeriums darf künftig jeder 1000. Anwohner eines Endlagers Krebs bekommen. Erst wenn es mehr sind, werden Sicherheitsanforderungen nicht erfüllt.

Asse dicht? Vielleicht hilft ja eine tolerantere Auslegung der Sicherheitsbestimmungen. Bild: ap

HANNOVER taz Das Bundesumweltministerium hat einen neuen Entwurf für die Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung radioaktiver Abfälle vorgelegt. Demnach soll ein Endlager für hochradioaktiven Müll genehmigungsfähig sein, wenn in späteren Generationen jeder tausendste Anwohner einen schwerwiegenden Gesundheitsschaden durch freigesetzte Radionuklide erleidet. Als solcher kommt nur Strahlenkrebs in Frage.

Das Vorhaben wurde kürzlich im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung Wissenschaftlern und Vertretern von AKW-Betreibern und Bürgerinitiativen vorgestellt. Inzwischen ist das 23-seitige Papier öffentlich. Es legt fest, welches Sicherheitsniveau zur Erfüllung der atomrechtlichen Anforderungen ein Endlager für hochradioaktiven Müll nachweislich einzuhalten hat. Nach Angaben der Verfasser aus dem BMU sollen sie möglichst noch im Mai im Bundesanzeiger veröffentlicht und damit für die Endlagersuche bindend werden.

Nach den Kriterien soll auch ein Endlager genehmigungsfähig sein, aus dessen einschlusswirksamem Gebirgsbereich der eingelagerte hochradioaktive Müll nach und nach wieder austritt. Die negative Wirkung, die die freigesetzte Radioaktivität später an der Erdoberfläche gerade noch haben darf, wird dabei über das Gesundheitsrisiko der Anwohner definiert.

In der Regel muss das Endlager so beschaffen sein, dass nur jeder zehntausendste Anwohner durch Emissionen an Strahlenkrebs erkranken kann. Sollte sich das Lager aber als ungünstiger erweisen als ursprünglich gedacht, werden auch Erkrankungen von einem Menschen je zu tausend geduldet, allerdings nur dann, wenn das Risiko einer solchen Entwicklung nicht höher als zehn Prozent beträgt.

Damit sind viele zusätzliche Krebstote durch ein Endlager möglich, denn die unter Tage austretende Radioaktivität kann sich über große Gebiete mit tausenden von Anwohnern ausbreiten. Wenn die Freisetzung von Radionukliden begonnen hat, wird sie sich wohl über mehrere zehntausend Jahre ziehen und beträfe viele künftige Generationen. Schließlich bleibt hochradioaktiver Müll eine Million Jahre lang gefährlich.

JÜRGEN VOGES

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.