Krieg im Irak: Regierungstruppen kämpfen in Tikrit

Nach Angaben von Iraks Regierung stehen ihre Truppen vor der Rückeroberung Tikrits. Gemeinsam mit schiitischen Milizen werde dem IS die Stadt abgerungen.

Ein irakischer Soldat schaut auf Tikrit. Bild: reuters

BAGDAD ap | Die irakische Regierung steht vor ihrem größten Erfolg im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat seit deren blitzartigem Vormarsch im vergangenen Sommer: Nach Angaben von Ministerpräsident Haider al-Abadi erreichten Regierungstruppen am Dienstag das Stadtzentrum von Tikrit, der Heimatstadt des früheren Diktators Saddam Hussein und eine sunnitische Hochburg des Landes. Laut Al-Abadi wurden mehrere Viertel im Süden und Westen erobert. Die Truppen seien im Begriff, die gesamte Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die Berichte über die Lage in den Kampfzonen waren widersprüchlich – bis auf die Angabe, dass die Regierungstruppen vorankämen. Der Befehlshaber der irakischen Offensive in der Provinz Salahuddin, Abdul-Wahab al-Saadi, teilte mit, seine Einheiten kämpften sich von Westen aus vor und stünden noch 300 Meter von der Stadtmitte. Ein AP-Reporter, der mit irakischen Sicherheitskräften in die Stadt gelanget, sah Soldaten den Präsidentenpalast und den Sitz der Provinzregierung im Zentrum umstellen.

Gekämpft wurde am Nachmittag um jedes Haus, um jeden Straßenzug. Der irakische Generalleutnant Talib Schaghati sagte, mindestens drei Viertel der strategische wichtigen Stadt am Tigris seien zurückerobert. Der stellvertretende Gouverneur der Provinz Salahuddin, Ammar Hikmat, sagte, es seien mehr als 40 Prozent. „Unsere Sicherheitskräfte stoßen auf den Präsidentenkomplex zu und sind bereits in Teilen davon“, sagte er. „Ich denke, die gesamte Stadt kann in den nächsten 24 Stunden zurück erobert werden.“

Das 130 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Tikrit gilt als Meilenstein auf dem Weg zur Rückeroberung der zweitgrößten irakischen Stadt, Mossul. Ein Sprecher des Bagdader Innenministeriums, Brigadegeneral Saad Maan Ibrahim, sagte, mindestens 40 IS-Kämpfer seien bei der Tikrit-Offensive am Dienstag getötet worden. Die vorrückenden Truppen hätten 300 Sprengfallen entschärft. Einheiten der Polizei hätten mit Unterstützung verbündeter Milizen das Verwaltungszentrum, den Sitz des Provinzrats, das Hauptquartier der Sicherheitskräfte und den Präsidentenpalast erobert.

Offensive mit schiitischen Milizen

Die Großoffensive zur Rückeroberung Tikrits begann am 2. März. Sie stockte bis zum vergangenen Mittwoch, als die US-geführte Koalition mit Luftangriffen in die Kämpfe eingriff. Doch wegen diese Eingreifens stiegen die mit den Regierungstruppen verbündeten schiitischen Milizen unter dem Dach der Irakischen Volksmobilisierungseinheiten aus der Offensive aus. Deren Chef Abu Mahdi al-Mohandis sagte der AP am Dienstag, seine Einheiten hätten sich der Offensive wieder angeschlossen und würden sich in Kürze von Norden und Westen her an den Angriffen auf den IS beteiligen.

Iranische Berater haben bei Bewaffnung und Ausbildung der Milizen einen wesentlichen Beitrag für die Tikrit-Offensive geleistet. Mehr als zwei Drittel der Regierungsstreitmacht in Tikrit gehören den Milizen an.

Die Blitzoffensive des IS im vergangenen Juni war ein Desaster für das irakische Militär: Offiziere verschwanden, kämpfende Einheiten bekamen keinen Nachschub, Soldaten rannen einfach davon oder ergaben sich. Der Gegenangriff auf Tikrit soll nun das Blatt im Kampf mit dem IS wenden, die Rückeroberung wäre der bislang größte Sieg der Regierungstruppen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.