Krieg im Irak: IS legt Minenfelder um Ramadi

Die irakische Armee bringt in der Provinz Anbar Panzer in Stellung. Der Islamische Staat errichtet um die gerade erst eroberte Stadt Ramadi Verteidungsanlagen.

Ein Videostill zeigt Rauch über Ramadi am 18. Mai. Das Video wird von der IS-nahen „Aamaq Media“ verbreitet. Bild: Aamaq Media Handout/dpa

BAGDAD/WASHINGTON rtr/ap/dpa | Im Irak bereiten sich Regierungstruppen und die verfeindete Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) auf eine neue Schlacht um die strategisch wichtige Stadt Ramadi vor. Während die Armee am Dienstag Panzer und Artillerie-Geschütze um den Ort in der Provinz Anbar in Stellung brachte, legten die Islamisten nach Angaben von Augenzeugen Minenfelder an und errichteten Verteidigungsanlagen.

Ein Vertreter der örtlichen Regierung rief die Bevölkerung auf, sich während der Kämpfe gegen den IS zu erheben. Aufseiten der Armee stehen auch Tausende schiitische Milizionäre bereit, die Stadt zurückzuerobern. Sie sprachen von einer bevorstehenden „Schlacht um Anbar“.

Der IS hatte am Sonntag Ramadi eingenommen und damit der irakischen Regierung und ihren US-geführten Verbündeten eine deutliche Niederlage zugefügt. Insbesondere in den USA ist der Einsatz der schiitischen Milizen gegen den sunnitischen IS umstritten, da sie vom Iran unterstützt werden.

Zudem wird befürchtet, dass aus dem Kampf gegen den IS ein offener Konflikt zwischen den beiden islamischen Glaubensrichtungen werden könnte. Allerdings ist die irakische Armee nicht stark genug, um allein gegen die Islamisten bestehen zu können.

Ein Sprecher der US-Regierung betonte am Dienstag, die schiitischen Kämpfer stünden unter dem Kommando der irakischen Regierung. Die USA unterstützten in dieser Konstellation ihren Einsatz. Nach dem Fall von Ramadi war aus amerikanischen Regierungskreisen verlautet, der Irak habe keine wirkliche Alternative dazu. „Man muss mit der Armee kämpfen, die man hat“, sagte ein Insider. „Und das ist die Armee, die sie haben.“

IS erbeutet US-Panzer und Artillerie

Der IS hat bei der Einnahme Ramadis von den irakischen Truppen US-Panzer, Artillerie und andere Waffen erbeutet. Das bestätigte das US-Verteidigungsministerium am Dienstag. Pentagonsprecher Steve Warren sagte, es handele sich um ein halbes Dutzend Panzer, ebenso viele Artillerie, einer größeren Zahl Schützenpanzer und rund 100 Fahrzeuge wie dem Geländewagen Humvee. Einige der Fahrzeuge seien einsatzbereit, andere nicht, weil sie seit Monaten nicht bewegt worden seien.

Die Flucht der irakischen Regierungstruppen aus Ramadi unter Zurücklassung schwerer Waffen folgt dem Muster vom vergangenen Jahr, als dem IS auf seinem Siegeszug durch Nordirak viele Waffen in die Hände fielen. Die USA sahen sich veranlasst, diese in Luftangriffen zu zerstören. Warren sagte, die fliehende Soldaten hätten am Sonntag die Waffen zerstören sollen, die sie zurücklassen. „Das ist in diesem Fall nicht geschehen.“

Unterdessen werfen die Sunniten im Westirak der Regierung des Landes vor, Tausenden Flüchtlingen aus Ramadi den Weg nach Bagdad zu versperren. Die Menschen könnten den Euphrat nicht überqueren, weil südöstlich von Ramadi eine Brücke über den Fluss gesperrt sei, sagte der Vorsitzende des Provinzrates von Al-Anbar, Sabah Karchut, am Dienstag. Seit Tagen müssten die Flüchtlinge auf der Erde schlafen.

Unter ihnen sind viele Frauen, Kinder und Ältere. Offenbar hat die Regierung Angst, unter die Flüchtlinge könnten sich IS-Kämpfer gemischt haben, um unbemerkt nach Bagdad zu kommen. Sicherheitskreise erklärten, die Menschen könnten die Brücke passieren, wenn sie sich als Flüchtlinge aus Al-Anbar ausweisen könnten. Nach UN-Angaben sind 25.000 Menschen aus der Region auf der Flucht.

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