Krieg in Nahost: Zwischen Diplomatie und Terror
US-Präsident Trump drängt auf ein Ende des Krieges im Gazastreifen – doch die Hürden sind groß. Derweil sterben bei einem Anschlag in Jerusalem sechs Israelis.

Der jüngste Vorstoß geht laut dem US-Nachrichtenportal Axios auf eine Golfpartie zwischen Trump und seinem Sondergesandten für den Nahen Osten, Steve Witkoff, vor einer Woche zurück. Dabei soll der US-Präsident seinen Sondergesandten beauftragt haben, erneut auf ein Abkommen für ein Ende des Krieges und die Freilassung aller Geiseln hinzuarbeiten. Witkoff soll daraufhin – an Katar und Ägypten vorbei – über einen US-palästinensischen Unternehmer und einen israelischen Friedensaktivisten an die Hamas übermittelt haben, dass Trump bei sofortiger Freilassung aller Geiseln persönlich für ein Ende des Krieges sorgen werde.
Im Januar war zuletzt eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen in Kraft getreten, in deren Rahmen wurden etwa zwei Dutzend Geiseln aus Gaza zurück nach Israel gebracht. Israel beendete diese Phase jedoch nach etwa zwei Monaten, der Krieg begann erneut. Seither scheitern die Vermittler Katar, Ägypten und USA stets an denselben Hürden: Israel fordert die Freilassung aller Geiseln sowie die Kapitulation und Entwaffnung der Hamas. Die radikalislamische Gruppe fordert hingegen ein endgültiges Ende des Krieges und einen Abzug Israels aus dem Gazastreifen. Dafür ist sie wohl bereit, die politische Kontrolle abzugeben, nicht aber sich entwaffnen zu lassen.
US-Präsident Donald Trump über die Geiseln im Gazastreifen
Diskrepanzen bei den Angaben zu den Geiseln
Trump zeigte sich am Sonntag dennoch optimistisch: „Ich denke, wir werden bald einen Deal in Gaza haben.“ Mit Blick auf die Zahl der noch lebenden Geiseln in der Gewalt der Hamas erklärte er: „Es könnten etwas weniger als 20 sein, weil sie dazu neigen zu sterben.“ Trump sprach zudem von „20 Menschen und 38 Leichen, ich denke, wir werden sie alle rausholen.“ Israelischen Angaben zufolge befinden sich noch 48 lebende und tote Geiseln im Gazastreifen.
Die Hamas beharrt aber weiter auf ihren Forderungen. Versprechungen des US-Präsidenten dürfte sie zudem misstrauisch gegenüberstehen. Denn die Freilassung der US-israelischen Geisel Edan Alexander hatte im Mai nicht zu verstärktem Druck aus Washington für ein Kriegsende geführt. Zudem sieht sie in der zunehmenden Isolation Israels wegen seines brutalen Vorgehens in Gaza auf Kosten der palästinensischen Zivilbevölkerung einen Erfolg.
Tödlicher Terroranschlag in Jerusalem
Vor Ort stehen die Zeichen auf Eskalation: Am Montagmorgen eröffneten zwei palästinensische Terroristen aus dem besetzten Westjordanland das Feuer in einem Linienbus in Jerusalem und töteten dabei mindestens sechs Menschen, weitere wurden schwer verletzt. Die Angreifer wurden erschossen. Die Hamas begrüßte den Anschlag.
Es ist einer der schwersten Terrorangriffe seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023. Er weckt außerdem böse Erinnerungen an die zweite Intifada in den frühen 2000er Jahren, damals starben Hunderte Israelis bei Anschlägen, die oft auch Bussen galten.
Der rechtsextreme Siedler und Finanzminister Bezalel Smotrich forderte daraufhin, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) zu zerschlagen und die Dörfer, aus denen die Angreifer stammen, zu zerstören. Experten hatten immer wieder gewarnt, dass eine Schwächung der PA eine Stärkung Radikaler im Westjordanland bedeuten könnte.
Die Palästinensische Autonomiebehörde erklärte in einem Statement: Man bekräftige die „unmissverständliche Ablehnung und Verurteilung der Angriffe auf Zivilisten – sowohl palästinensische als auch israelische – sowie ihre Ablehnung aller Formen von Gewalt und Terrorismus, unabhängig von deren Herkunft“.
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