Krieg in Sri Lanka: Das Blutbad verhindern

Die bedrängten Tamilen-Rebellen wollen die von ihnen kontrollierte Zivilbevölkerung nur bei Verhandlungen freigeben. Sri Lankas Präsident lehnt eine Waffenruhe kategorisch ab.

Im letzten Rückzugsgebiet der tamilischen Rebellen verhungert die Zivilbevölkerung. Bild: dpa

BERLIN taz | "Die Menschen verhungern." Puleedevan Kumar, der Sprecher der Tamil Tigers (LTTE), schildert der taz ein apokalyptisches Szenario im letzten Rückzugsgebiet der tamilischen Rebellen auf einem kleinen Küstenstreifen im Nordosten Sri Lankas. Vor zwei Wochen sei der letzte Konvoi des World Food Programme angekommen. Mit 500 Tonnen Nahrungsmitteln. "Wir brauchen 4.000 Tonnen, um eine Woche zu überleben", sagt der vor allem als Puleedevan bekannte Kumar, der von an die 300.000 Zivilisten spricht, die mit den LTTE-Kämpfern von der Armee eingeschlossen seien.

Die Menschen ernährten sich von Kokosnüssen und Fisch. Allerdings sei Fisch rar. Der Kilopreis sei von umgerechnet einem US-Dollar auf 15 Dollar gestiegen. Die Zivilbevölkerung, die unter Zeltplanen schläft, dürfe das umkämpfte Gebiet nur verlassen, wenn es vorher Verhandlungen mit den zivilen Anführern und der LTTE-Führung gebe. Damit bestätigt er indirekt den Vorwurf, die LTTE missbrauche die dort von den Rebellen kontrollierten Zivilisten als Schutzschild.

Täglich attackiere die Armee mit Artillerie, zuletzt wenige Stunden vor dem Telefongespräch mit der taz, so Kumar. Bei einem solchen Angriff habe der Caritas-Direktor Pater T. R. Vasantheseelan ein Bein verloren. Die heftigste Offensive erfolgte vergangenen Dienstag. Seit Wochenbeginn seien 1.800 Menschen getötet und 3.500 verwundet worden. Die Verletzten lägen in einem Lazarett auf dem Boden. 350 seien vor einigen Tagen vom Roten Kreuz evakuiert worden. Der jüngste Versuch des IKRK, Verwundete zu bergen, sei aber von der Marine vereitelt worden, weil sie das Schiff der humanitären Organisation verfolgt habe.

Kumar bestätigte, dass sich Daya Master und Kumar Pancharathnam alias George, zwei wichtige LTTE-Kader ergeben hätten. Allerdings seien sie in einem Lazarett aufgegriffen worden und hätten keine wichtige Funktion mehr innegehabt. George war der Dolmetscher des politischen Anführers der LTTE, S. P. Tamilselvan, der im November 2007 getötet worden war.

Kumar dementierte Gerüchte, wonach der LTTE-Chef Velupillai Prabhakaran schon vor Wochen ins Exil geflohen sei: "Er ist hier bei uns." Die meisten Kämpfer seien entlang der Küste postiert, um Angriffe der Marine abzuwehren. Er selbst sei in einem Bunker bei der sogenannten Sicherheitszone, welche die Armee für Zivilisten einrichtete, aber laut LTTE auch beschießt. Kumar wiederholte die LTTE-Forderung nach sofortiger Waffenruhe: "Wenn nicht schnell gehandelt wird, kommt es hier zu einem Blutbad." Der UNO-Sicherheitsrat konnte sich am Mittwoch auf keine Resolution zu Sri Lanka einigen. Der derzeitige Vorsitzende, Mexikos Botschafter Claude Heller, forderte die LTTE auf, die Waffen niederzulegen. Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse, der die Tage der LTTE als gezählt betrachtet, lehnt eine Waffenruhe kategorisch ab.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.