Krieg in Syrien und Irak: Rakka im Blick, Kämpfe in Mossul

Der IS muss in Syrien und im Irak zurückweichen. Syriens Staatschef Assad bezeichnet den künftigen US-Präsidenten Trump als „natürlichen Verbündeten“.

Militäfahrzeuger in der Wüste

Rücken weiter auf Mossul vor: die irakische Armee und Milizen Foto: dpa

DAMASKUS/MOSSUL/BAGDAD ap/dpa/afp/rtr | Bei einer Reihe russischer und syrischer Luftangriffe auf die Rebellengebiete Aleppos in Nordsyrien sind nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens neun Menschen getötet worden. „Bis jetzt haben wir 40 Bombardements verzeichnet“, sagte Ibrahim al-Hadsch von den zivilen Rettungshelfern der Weißhelme. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Getroffen worden seien unter anderem ein Kinderkrankenhaus und eine Schule im Stadtteil im Al-Schaar. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden mindestens 25 Menschen bei den Angriffen verletzt.

Indes stehen die von der Türkei militärisch unterstützten Rebellen im Norden Syriens nur noch zwei Kilometer vor der Stadt Al-Bab und dürften diese nach den Worten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schon sehr bald einnehmen. Der „Islamische Staat“ (IS) leiste noch Widerstand, aber vermutlich nicht mehr lange, sagte Erdogan am Mittwoch. Am Dienstag hatten die Rebellen die strategisch wichtige Stadt Kabassin erobert und damit die letzte größere Bastion vor Al-Bab eingenommen.

Al-Bab wollen sowohl die arabisch-turkmenischen Milizen, die von der Türkei unterstützt werden, wie auch die kurdische Miliz in Syrien unter ihre Kontrolle bringen. Die Türkei hat im August einer Offensive in Syrien begonnen, um einerseits die IS-Kämpfer, vor allem aber die syrische Kurdenmiliz YPG von ihrer Grenze zu vertreiben.

Unterdessen kündigte die YPG an, sich auf die Gebiete östlich des Euphrats zurückzuziehen und dabei auch die von ihnen eroberte Stadt Manbidsch aufzugeben. Sie wolle ihre Kräfte für den Angriff auf die IS-Hochburg Rakka konzentrieren, sagte sie zur Begründung. Die Türkei hatte den Abzug der YPG aus Manbidsch gefordert und sieht auch deren Engagement bei der Befreiung Rakkas kritisch. Sie befürchtet, dass ein Erstarken der Kurden in Syrien dem Unabhängigkeitskampf der Kurden im eigenen Land neuen Schwung verleihen würde.

Assad nennt Erdogan „kranke Person“

Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hat den künftigen US-Präsidenten Donald Trump als „natürlichen Verbündeten“ im Kampf gegen Dschihadisten in Syrien bezeichnet. „Wir können nicht sagen, was er tun wird, aber wenn (…) er die Terroristen bekämpft, werden wir natürliche Verbündete sein, natürliche Verbündete in dieser Hinsicht mit den Russen, mit den Iranern, mit vielen anderen Ländern“, sagte Assad in einem Interview mit dem portugiesischen Fernsehsender RTP, das am Dienstagabend ausgestrahlt wurde.

Zu Trumps Wahlkampfforderung, die USA müssten sich stärker auf den Kampf gegen den IS konzentrieren, äußerte sich Assad in dem auf Englisch geführten Interview zurückhaltend: „Ich würde sagen, das ist vielversprechend, aber kann er liefern?“

Assad über Erdogan

„Er hat den Bezug zur Realität verloren.“

Den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete der syrische Machthaber als „kranke Person“. „Er hat den Bezug zur Realität verloren.“

Die Türkei kämpft in Syrien gegen den IS, aber auch gegen kurdische Rebellen, die wiederum gegen Assad kämpfen. Der syrische Bürgerkrieg begann vor gut fünfeinhalb Jahren. Seitdem wurden mehr als 300.000 Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben. Assad weigert sich zurückzutreten, um den Weg für ein Ende des Konflikts frei zu machen.

Angriff auf Mossul

Im Nachbarland Syriens, dem Irak, haben sich mit Unterstützung von Luftangriffen irakische Spezialeinheiten weiter in die von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gehaltene Stadt Mossul vorgekämpft. Bei ihrem Vorstoß am Mittwoch in das nördliche Stadtviertel Tahrir trafen sie auf heftigen Widerstand von IS-Kämpfern, die vor allem im Osten der Stadt Raketen und Selbstmordattentäter gegen die Armee einsetzen, wie Beobachter berichteten. Rauchwolken lagen nach dem Einsatz von Artillerie und den Bombardements über der Stadt, Familien flohen aus Tahrir.

Die Streitkräfte hätten die Angriffe der Dschihadisten im Morgengrauen aber zurückschlagen können, sagte Oberst Durid Said am Mittwoch. Dabei seien mindestens 23 IS-Kämpfer – unter ihnen Selbstmordattentäter – und zehn Soldaten der Regierungskräfte umgekommen.

Die irakischen Truppen und ihre Verbündeten, kurdische Peschmerga und lokale Milizen, haben während der Offensive zur Rückeroberung dieser letzten großen IS-Hochburg im Irak bereits Fuß in östlichen Stadtteilen fassen können. Die Spezialtruppen sind dabei die Speerspitze der Armee, doch die bisher eroberten Stadtteile im Osten liegen weit vom Stadtzentrum entfernt. Der IS hatte diese zweitgrößte Stadt im Norden des Iraks im Juni 2014 überrannt und hält sie seitdem unter seiner Kontrolle.

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