Krieg in der Ostukraine: Mit Puppen gegen Minen

Überall liegen Minen und nicht explodierte Munition: Mit einem Theaterprojekt werden Kinder über die Gefahren von Blindgängern aufgeklärt.

Eine Hand an einer Landmine.

Minenräumung bei Donezk. Foto: imago/itar-tass

BERLIN taz | Ein Kindergarten im ostukrainischen Artemiwsk. Buntes Treiben auf der Bühne. Lustige Stofftiere, allesamt Helden beliebter Märchen ziehen in den Wald auf der Suche nach Pilzen und finden stattdessen eine Handgranate. Was tun? Der weise Bär weiß Bescheid. Er klärt die kleinen Zuschauer auf, wie gefährlich so ein „Pilz” ist und was die Finder unternehmen, aber vor allem was sie unterlassen sollten.

Artemiwsk liegt 30 km von der Frontlinie entfernt. Seit Anfang September herrscht zwar zwischen ukrainischen Regierungstruppen und pro-russischen Rebellen Waffenruhe. Doch gibt es fast täglich weitere Opfer. Viele von ihnen sind Zivilisten.

Laut dem ukrainischen Katastrophenschutz sind seit Beginn der Militärhandlungen 45.000 Minen und Einheiten „nicht explodierter Munition” entschärft worden. Das Kinderhilfswerk UNICEF bestätigt, dass seit März 2014 in den an die Frontlinie angrenzenden Gebieten infolge Minen- und Munitionsexplosionen 65 Kinder getötet und 168 verletzt wurden. Nun haben sich Freiwillige der Schweizerischen Stiftung für Minenräumung etwas Besonderes einfallen lassen. Puppentheater als Aufklärung.

Die Kinder lernen schnell. „Wenn du einen unbekannten Gegenstand entdeckst, darfst du ihn nicht anfassen, sondern schnell einem Erwachsenen Bescheid sagen”, referiert eine Fünfjährige mit Zöpfen, nachdem sie sich mit ihren Freunden das Puppenstück angeschaut hat.

Tod auf der Bühne

Bei den Schul-Performances wird zu drastischeren Mitteln gegriffen. Da steht schon mal der Tod persönlich auf der Bühne, auf dem Display werden militärisch-technische Details vorgeführt. Oft haben die Aufklärer 10 bis 12-jährige Jungen vor sich sitzen, derer Forscherdrang einige ihrer Klassenkameraden bereits das Leben gekostet hat.

Das Problem ist, dass es keine genauen Informationen über die Lage und Größe der verminten Gebiete gibt. Die großen Verkehrswege, die über Kontrollposten verlaufen, sind abgesichert und werden von den Anwohnern „Straßen des Lebens” genannt. Die Kinder laufen aber in den seltensten Fällen auf geraden Wegen.

Im vergangenen Sommer startete ein gemeinsames Projekt zwischen der OSZE und dem ukrainischen Katastrophenschutz zur Räumung von Minen und Blindgängern in der Ostukraine. Deutschland fördert die langfristig angelegte Hilfe für die Ukraine zum Schutz der Zivilbevölkerung mit einem Etat in Höhe von knapp einer Million Euro.

Der OSZE-Projektkoordinator in der Ukraine Jeffrey Erlich erklärte in einem Interview: „Aus Erfahrung mit anderen Konflikten wissen wir, dass eine solche Räumung Jahre wenn nicht Jahrzehnte dauern kann. In Kroatien zum Beispiel ist dieser Prozess auch heute noch, 20 Jahre nach dem Kriegsende, nicht ganz abgeschlossen”.

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