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Krieg in der UkraineTrump-Putin-Gipfel lässt auf sich warten

Der US-Präsident und sein russischer Amtskollege hätten sich in Budapest treffen sollen. Jetzt rudert Trump zurück. Klar ist nur, dass nichts klar ist.

Rettungskräfte in Charkiw evakuieren einen Kindergarten nach einem russischen Drohenangriff

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Barbara Oertel aus Berlin

Noch in der vergangenen Woche war im Westen der Ukraine sowie in der Hauptstadt Kyjiw nur selten Luftalarm zu hören. Doch in der Nacht zu Mittwoch war es wieder so weit: Russische Streitkräfte griffen das Land mit über 400 Drohnen und 30 Raketen an. Besonders betroffen waren neben Kyjiw die Gebiete Saporischschja, Tschernihiw, Dnipropetrowsk, Tscherkassy und Odessa. Insgesamt wurden mindestens sechs Menschen, darunter zwei Kinder, getötet sowie zahlreiche weitere Personen verletzt.

In der ostukrainischen Stadt Charkiw war mindestens ein Toter zu beklagen, eine Drohne traf einen Kindergarten. „Diese Angriffe sind ein Schlag Russlands in das Gesicht all jener, die auf einer friedlichen Lösung bestehen. Banditen und Terroristen können nur mit Gewalt in ihre Schranken gewiesen werden“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in den sozialen Netzwerken.

Moskaus jüngste massive Angriffswelle war eine mit Ansage. Am Dienstag hatte der russische Außenminister Sergei Lawrow einer sofortigen Einstellung feindseliger Handlungen eine Absage erteilt. Das würde bedeuten, dass ein großer Teil der Ukraine unter der Kontrolle des Nazi-Regimes bliebe. Und damit der einzige Ort auf der Welt, wo die russische Sprache per Gesetz verboten wäre, sagte Lawrow und wiederholte damit bekannte Hirngespinste des Kremls. Sie werden bemüht, um Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen.

Der erneute Bombenterror könnte aber auch eine Reaktion des Kremls darauf sein, dass es zeitnah nun wohl doch nicht zu weiteren bilateralen direkten Gesprächen zwischen Washington und Moskau kommen wird.

Haftbefehl gegen Putin

Doch genau danach hatte es in der vergangenen Woche – zumindest kurzzeitig – ausgesehen. Am letzten Donnerstag und damit am Vorabend des Besuchs von Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus hatten US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin miteinander telefoniert. Dabei sollen sie ein direktes Treffen miteinander innerhalb der kommenden zwei Wochen verabredet haben – in der ungarischen Hauptstadt Budapest.

Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, bekanntlich ein Freund Putins, hat kein Problem damit, dass gegen den Kremlchef seit dem 17. März 2023 ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) vorliegt. Putin soll für Deportationen ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich sein.

Nach Trumps Treffen mit Selenskyj in Washington gab der US-Präsident zu Protokoll, es sei Zeit, das Töten zu beenden und einen Deal zu machen. Beide Seiten sollten die Kämpfe an den aktuellen Frontlinien einstellen bzw. einfrieren. Darauf hatten sich die USA und die Ukraine übrigens bereits bei Gesprächen vor über einem halben Jahr im saudi-arabischen Dschidda verständigt, wie einer gemeinsamen Erklärung vom 11. März 2025 zu entnehmen ist.

Und genau da liegt das Problem. Denn bis dato hält der Kreml an Bedingungen fest, die Kyjiw vor einer Waffenruhe erfüllen muss. Unter anderem der Forderung, ukrainische Truppen müssten sich aus den Teilen der Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson zurückziehen, die Moskau nicht besetzt hat.

Unvereinbare Positionen

Dazu passt ein Bericht der Washington Post, wonach Putin Trump beim Telefonat angeboten haben soll, ukrainische Truppen müssten das Gebiet Donezk räumen. Im Gegenzug erhalte Kyjiw Teile der Gebiete Saporischschja und Cherson zurück. Experten in der Ukraine lesen das allenfalls als Angebot, nicht auch noch Anspruch auf die gesamten beiden Regionen zu erheben – angeblich. Jegliche Moskauer Vorstöße in diese Richtung lehnt Kyjiw ab – zu Recht.

Vielleicht dämmert es Trump ja doch, dass er es mit zwei unvereinbaren Positionen zu tun hat. Von einem baldigen persönlichen Treffen zwischen ihm und Putin ist jetzt keine Rede mehr. Am Dienstag sagte Trump, er wolle nicht, dass das Meeting nutzlos sei. Im Laufe der kommenden zwei Tage werde er erklären, wie es weitergehen solle. Derweil bereitet Russland das Treffen weiter vor, wie auch Budapest. Nun ja – Fortsetzung folgt.

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