Krise für Braunschweigs Fußballer: In Schönheit gestorben

Eintracht Braunschweig verliert 0:2 gegen Dynamo Dresden und spricht erstmals von einer "kleinen Krise". Trotzdem will der Verein die momentane Situation nicht dramatisieren.

Braunschweig in der Krise: Trotzdem wird weiter gekämpft: Braunschweigs Norman Theuerkauf (r.) und Dresdens Mickael Pote. Bild: dpa

BRAUNSCHWEIG taz | Hinterher hätte Mirko Boland gerne andere Fragen beantwortet. Es war ja eine bemerkenswert einseitige Partie, die er gesehen hatte und anschließend im Bauch des Stadions kommentieren musste. "Wir haben 90 Minuten lang auf ein Tor gespielt", diktierte der hochbegabte Mittelfeldspieler von Eintracht Braunschweig in die Blöcke der fleißig schreibenden Reporter, "die drei Punkte", sagte er, "eigentlich hätten wir sie verdient gehabt."

Als wären Ergebnisse im Fußball neuerdings Interpretationssache, am Ende, nach dem ernüchternden 0:2 (0:1) gegen Dynamo Dresden und vier Spielen ohne Sieg, musste also auch er eingestehen, "was die Ergebnisse angeht, kann man vielleicht von einer kleinen Krise sprechen".

In Braunschweig genügt die Erwartungshaltung längst höchsten Ansprüchen. Durch den furiosen Saisonstart, der den Aufsteiger bereits vom süßen Geschmack der Tabellenführung kosten ließ, wurden sie noch einmal erhöht.

Von der Bundesliga haben die Fans in der Kurve bereits bunt laut geträumt, nichts ist erfolgreicher als Erfolg, auch wenn Marc Arnold, der Sportliche Leiter, versucht zu versichern, dass "die Erwartungen nicht gestiegen sind". Dass die Begehrlichkeiten nach den vielversprechenden Darbietungen durchaus geweckt worden sind, kann man nicht nur an der Aussage von Boland ablesen, dessen erfrischend freche Auftritte auch Felix Magath nicht verborgen geblieben sind. Er sei sehr enttäuscht, man hätte sich oben festsetzen können in der Tabelle, "aber wir müssen auch daran denken, wo wir herkommen".

Hier ist niemand ernsthaft gefährdet, einer grandiosen Selbstüberschätzung zu verfallen. Vielmehr verbindet sich in den Aussagen ein bescheidener, charmanter Ehrgeiz, der Glaube an die eigene Stärke, der gewachsen ist in den letzten Wochen und alles andere als arrogant daherkommt.

"Wir haben gezeigt, dass wir es können", sagt Mannschaftskapitän Dennis Kruppke, die neuerliche Niederlage sei "eine gewisse Warnung" gewesen, "die Ergebnisse sprechen im Moment gegen uns." Wenn man bei einem Aufsteiger nach fünf Siegen, vier Unentschieden und gerade einmal drei Niederlagen denn überhaupt von einer kleinen Krise sprechen kann. "Wir dürfen die Situation nicht dramatisieren", sagt Arnold.

Braunschweig ist tatsächlich an einem ganz entscheidenden Punkt der Saison angekommen, "in der Normalität", wie es Trainer Torsten Lieberknecht ausdrückte, "wir sind da, wo wir uns vorher gesehen haben". Natürlich verliere er nicht gerne, sagte der Fußballlehrer, das gelte vor allem für ein Spiel, das sie so dominiert hatten. "Wir sind wieder einmal in Schönheit gestorben", beklagte er.

Aber für die Entwicklung und den Reifeprozess sei es wichtig, "dass wir auch aus diesem Spiel etwas lernen". Vor 22.625 Zuschauern im beinahe ausverkauften Stadion an der Hamburger Straße hatte es Robert Koch geschafft, das Spiel komplett auf den Kopf zu stellen (15., 53.). Es waren die einzigen Möglichkeiten der historisch defensiven Gäste.

Spannend wird in Braunschweig nun zu beobachten sein, wie die Mannschaft die Niederlagen verarbeitet. Es ist das Gefühl der eigenen Verletzlichkeit, das sie hier in den letzten eineinhalb Jahren nicht mehr hatten. Die Mannschaft wird anerkennen müssen, dass sie nicht jedes Spiel gewinnen kann. Am kommenden Montag spielt Braunschweig in Fürth.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.