Krise in Nahost: Islamisten entführen 43 Blauhelme

Mehrere Dutzend Mitglieder der UN-Schutztruppe sind auf den syrischen Golanhöhen entführt worden. Im Irak setzten Dschihadisten indes Ölquellen in Brand.

Die UN-Mission auf den Golanhöhen wacht über den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien. Bild: dpa

WASHINGTON/KUNAITRA dpa/afp | Bewaffnete Gruppen haben an den Golanhöhen im Süden Syriens 43 UN-Blauhelmsoldaten in ihre Gewalt gebracht. Das teilten die Vereinten Nationen am Donnerstag in New York mit.

Syrische Regimegegner hatten am Mittwoch in Kunaitra den Übergang zu den von Israel besetzten Golanhöhen eingenommen. Die UN-Mission beobachtet dort den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien. Im März vergangenen Jahres waren schon einmal 21 Blauhelme von syrischen Rebellen in der Nähe der Golanhöhen entführt und später freigelassen worden.

Indes schmieden die USA laut einem Medienbericht ein Bündnis westlicher und arabischer Staaten, um mögliche Angriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien vorzubereiten. Auch der Militäreinsatz gegen die Extremisten im benachbarten Irak solle ausgedehnt werden, meldete die überregionale arabische Tageszeitung Al-Sharq al-Awsat am Donnerstag. Sie beruft sich dabei auf nicht näher genannte Verantwortliche in der US-Regierung.

Zu der Koalition könnten Großbritannien, Australien, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien, und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören, heißt es. Auch die Hilfe der Türkei sei erwünscht, da ihre Militärstützpunkte für Einsätze in Syrien genutzt werden könnten.

Die britische Regierung zieht Luftschläge allerdings weiterhin nicht in Betracht. Es gebe auch keine Anfrage aus den USA, teilte sie in der Nacht zum Donnerstag mit. „Unser Fokus bleibt, die Regierung im Irak und kurdische Kämpfer zu unterstützen.“

Die USA hatten vor einigen Tagen mit Aufklärungsflügen über Syrien begonnen, um IS-Stellungen auszukundschaften. Nach dem weiteren IS-Vormarsch schließt Washington ein militärisches Eingreifen in dem Bürgerkriegsland nicht mehr aus. Bislang fliegen die US-Luftwaffe und Marineflieger nur im Nordirak Angriffe auf die Extremisten.

Weitere Luftschläge im Irak?

Angesichts der Not der Bevölkerung im von Dschihadisten belagerten irakischen Amerli denken die USA über gezielte Luftangriffe in der Region nach. Auch werde eine humanitäre Mission erwogen, sagte ein Pentagon-Vertreter am Mittwoch (Ortszeit) in Washington.

Es sei noch keine Entscheidung über Luftangriffe in der Region von Amerli gefallen, sagte der Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte. Derzeit versuchten die USA, sich ein genaueres Bild von der Lage zu verschaffen. Sollte es zu einer Hilfsaktion kommen, könne diese ähnlich verlaufen wie kürzlich für die ins Sindschar-Gebirge geflüchteten Jesiden.

Am Donnerstag setzten die Dschihadisten nach Angaben der irakischen Ölförderfirma North Oil Company drei Ölquellen im Norden des Landes in Brand. Nachdem kurdische Peschmerga-Truppen die IS-Kämpfer angegriffen hätten, hätten diese die Ölquellen angezündet, bevor sie sich vom Ain-Salah-Ölfeld zurückzogen. Die IS-Extremisten sollen große Teile ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von Öl beziehen, das aus Feldern unter ihrer Kontrolle stammt.

Nach Angaben von Aktivisten richteten IS-Kämpfer in der Nacht zum Donnerstag in Syrien erneut dutzende Soldaten hin. Die Soldaten seien getötet worden, als sie vom Luftwaffenstützpunkt Tabka fliehen wollten, der seit Sonntag unter IS-Kontrolle steht, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Islamisten erklärten im Kurznachrichtendienst Twitter, sie hätten 200 Soldaten getötet.

Frankreichs Präsident Hollande erklärte indes am Donnerstag, Syriens Machthaber Baschar al-Assad könne kein „Partner“ des Westens im Kampf gegen den IS sein. Assad sei vielmehr faktisch ein „Verbündeter der Dschihadisten“, sagte Hollande in Paris. Im Kampf gegen den IS sei eine „große Allianz“ notwendig.

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